Überschüsse relativ selten, in der Spitze aber mit hoher Leistung
DIW-Energie-Fachmann Schill hat in einer ausführlichen Betrachtung möglicher Zukunftsszenarien errechnet, wie groß die zu erwartenden Stromüberschüsse mit fortschreitendem Umstieg auf erneuerbare Energien sein werden und wie mit ihnen umgegangen werden sollte. Anhand von hochgerechneten historischen Einspeisedaten wurde der mögliche Umfang der Überschüsse bestimmt. „Es zeigt sich, dass die Überschüsse in den meisten Zukunftsszenarien relativ selten, aber in der Spitze mit hoher Leistung auftreten.“ In der Simulation für das Jahr 2032 etwa entstehen unter Annahme eines flexiblen Systems in 471 von 8760 Stunden des Jahres Überschusssituationen, in nur 14 Stunden ist dieser Überschuss jedoch größer als 30 GWh.
Flexibilisierung des Stromsystems würde Überschüsse deutlich reduzieren
Aus umwelt- und klimapolitischen sowie gesellschaftlichen Gründen könne das Verwerfen von CO2–freier Elektrizität durchaus problematisch sein, etwa wenn zur gleichen Zeit noch Strom mit Hilfe von Kohlekraftwerken produziert wird. Flexibilisierung könnte die Überschüsse deutlich reduzieren und sollte deshalb laut Schill energiepolitisch Priorität haben: „Dazu kann eine Vielzahl von Maßnahmen beitragen, etwa die Absenkung des Must-Runs konventioneller Kraftwerke oder eine bedarfsgerechtere Verstromung von Biomasse.“ So könnte der Stromüberschuss aus Wind- und Solarenergie im Jahr 2032 von über 18 Prozent auf unter zwei Prozent der möglichen Jahreserzeugung sinken. Schill hält eine solche Flexibilisierung durchaus für realistisch.
Schill: Viele Studien zeigen, dass die Flexibilisierung des Kraftwerkparks relativ kostengünstig bewerkstelligt werden kann, wohingegen Energiespeicher mit vergleichsweise hohen Investitionskosten verbunden sind. Wir würden sagen, dass zunächst das Gesamtsystem flexibilisiert werden sollte. Danach werden zunehmend Stromspeicher und andere Flexibilitätsoptionen eine Rolle spielen. Langfristig betrachtet, wenn man sehr hohe Anteile an erneuerbaren Energien erreichen will, hin zu einer Vollversorgung mit Erneuerbaren, werden insbesondere Stromspeicher noch einmal an Gewicht gewinnen.
Bedeutung von Speichern wird steigen – Forschung sollte intensiviert werden
Zwar mahnt der Energieexperte dringend eine Flexibilisierung des Stromsystems an, die den Speicherbedarf sinken lässt. Die allgemeine Bedeutung von Speichern werde in einem immer stärker auf erneuerbaren Energien basierenden System aber zunehmen. Speicher können beispielsweise zur Abdeckung der Nachfrage an windstillen Abenden oder zur Bereitstellung von Systemdienstleistungen beitragen, so Schill. „Energiespeicher werden in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen, auch wenn der Bedarf zur Speicherung von Überschüssen geringer ist als allgemein gedacht. Aus energiepolitischer Sicht ist daher die weitere Förderung von Forschung und Entwicklung geboten, damit die erforderlichen Speichertechnologien mittel- und langfristig auch tatsächlich zur Verfügung stehen.“
->Quelle: diw.de;