Agora-Energiewende: Endebericht zur Lastmanagement-Studie erschienen
Industriebetriebe in Baden-Württemberg und Bayern könnten kurzfristig mehr als ein Gigawatt ihrer Stromnachfrage zeitlich verschieben. Damit könnte ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit in Süddeutschland geleistet werden. Das zeigt der Endbericht „Steuerung der Stromnachfrage als Beitrag zur Versorgungssicherheit“, den Agora Energiewende jetzt veröffentlicht hat.
Die Studie wurde gemeinsam von Agora Energiewende mit den Umweltministerien von Baden-Württemberg und Bayern in Auftrag gegeben und vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft erstellt. Nachdem im April Zwischenergebnisse veröffentlicht wurden, liegt nun die mehr als 100 Seiten starke Endfassung vor.
Die Energiewende stellt neue Herausforderungen an die Flexibilität des Gesamtsystems und damit an die Versorgungssicherheit. So haben die Netzbetreiber in den vergangenen beiden Wintern alte Kraftwerke mit einer Leistung bis 2,6 GW als so genannte Kaltreserve unter Vertrag genommen, die bei drohenden Versorgungsengpässen hochgefahren werden. Die Abschaltung der Kernkraftwerke Grafenrheinfeld (2015) und Gundremmingen B (2017) schafft zusätzlichen Bedarf zur Versorgungssicherung in Zeiten der Spitzennachfrage besonders in Süddeutschland. Eines der Handlungsfelder, um den Bedarf zu decken, ist daher der Bau neuer Kraftwerke – neben dem Netzausbau und der Weiterentwicklung der Speichertechnologien.
Auch auf Nachfrageseite ansetzen
Der Endbericht zeigt, dass auch auf der Nachfrageseite angesetzt werden kann: Einen erheblichen Teil des Bedarfs könnte die süddeutsche Industrie durch Flexibilisierung ihrer Prozesse abdecken. Mehr als 850 MM Stromverbrauch könnten über einen Zeitraum von zwei Stunden abgeschaltet und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Bei einem kürzeren Bedarfsfall von nur 30 Minuten wären es sogar 1,2 GW.
Folgt: Großes Verschiebunspotenzial