Fraunhofer-Studie: Nutzenwirkung der Marktprämie

Erste Ergebnisse im Rahmen des Projekts „Laufende Evaluierung der Direktvermarktung von Strom aus Erneuerbaren Energien“

Die Marktprämie hat im ersten Jahr ihres Bestehens Entwicklungen angestoßen, die für die mittelfristige Marktintegration der Erneuerbaren Energien sehr wichtig sind. Die Marktprämie eröffnet neuen Akteuren den Handel mit Strom aus Erneuerbaren Energien und kann so Wettbewerb und Innovation auf dem Stromhandelsmarkt schaffen,

  • gibt Impulse dafür, die Einspeisung aus Erneuerbaren Energien genauer zu prognostizieren,
  • setzt Anreize, steuerbare und soweit möglich fluktuierende Erneuerbaren Energien-Anlagen bedarfsorientiert einzuspeisen und insbesondere Anlagen abzuregeln, wenn ein Überangebot von Strom besteht und die Börsenpreise negativ sind,
  • kann so perspektivisch die EEG-Umlage entlasten,
  • integriert Erneuerbare Energien in die Regelenergiemärkte, wo diese für zu-sätzlichen Wettbewerb sorgen und verringert damit mittelfristig die konventi-onelle Mindesteinspeisung (sog. must-run-Anlagen).

Diese ersten Erfahrungen mit der Marktprämie zeigen, dass sie einen substanziellen Beitrag zur Marktintegration Erneuerbarer Energien leisten kann.

Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit

Im Januar 2012 ist durch die Novelle des EEG als neues Instrument der Direktvermarktung die Marktprämie eingeführt worden. Mit der Marktprämie will der Gesetzgeber erreichen, dass die Erneuerbaren Energien in das Stromsystem und den Strommarkt integriert werden und so stärker als bislang zur Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung beitragen. Das Bundesumweltministerium hat zur Untersuchung des neuen Instruments das Forschungsvorhaben „Laufende Evaluierung der Direktvermarktung von Strom aus Erneuerbaren Energien“ beauftragt. Der vorliegende Beitrag des Fraunhofer ISI stellt die ersten Erfahrungen mit der Marktprämie und Erkenntnisse dieses Forschungsvorhabens vor. Solarify dokumentiert die Kurzfassung.

Ziele der Marktintegration Erneuerbarer Energien

Die Marktintegration Erneuerbarer Energien (EE) hat mehrere Ziele:

    1. Erstens soll die Marktintegration zur Erhöhung der Versorgungssicherheit beitragen, indem regelbare Erneuerbare Energien und soweit möglich auch flukt-ierende verstärkt bedarfsorientiert einspeisen, vor allem dann wenn die Restnachfrage, die von konventionellen Kraftwerken gedeckt werden muss, sehr niedrig ist (sog. Residuallast) und die Marktpreise negativ sind.
    2. Zweitens soll die Marktintegration die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien erhöhen. Dies wird erreicht, indem die Zahl der Akteure die Strom aus Erneuerbaren Energien handeln erhöht wird, dadurch Wettbewerb und Innovation entsteht und so die statische und dynamische Effizienz der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien verbessert wird. Konkrete Maßnahmen, die mittelbar oder unmittelbar zu höherer Effizienz führen, sind genauere Prognosen, die Fernsteuerbarkeit der Anlagen und die Teilnahme an den Märkten für Regelenergie. Letzteres hat den zusätzlichen Nutzen, dass der Anteil an konventioneller Erzeugung, der in Situationen mit niedriger Residua-last als Regelleistung in Betrieb bleiben muss, weiter gesenkt werden kann.

Folgt: Erste Erfahrungen zur Wirkung der Marktprämie zur zukünftigen Marktintegration Erneuerbarer Energien

Erste Erfahrungen zur Wirkung der Marktprämie zur zukünftigen Marktintegration Erneuerbarer Energien

Die Erfahrungen mit der Marktprämie bisher zeigen, dass wichtige Impulse für die Zielerreichung der Marktintegration Erneuerbarer Energien ausgelöst worden sind. Direktvermarkter mit größeren Vermarktungsportfolios berichten, dass sie mittlerweile Prognosegüten bei der Day-ahead Prognose erreichen können, die nahezu vergleichbar mit den Prognosegüten der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) sind. Grundsätzlich ist die Prognosegüte dabei von der Größe des Portfolios und der räumlichen Verteilung der Anlagen abhängig. Für Direktvermarkter gilt, dass gegenüber der deutschlandweiten Prognose aller Windanlagen die Prognosen für ein größeres Portfolio eines Direktvermarkters tendenziell etwas schlechter sind. Wie gut die Prognosegüte aller Direktvermarkter in Summe im Vergleich zur Deutschlandprognose ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Jedoch ist die Online-Erfassung der IST-Einspeisung von Erneuerbare Energien-Anlagen – ausgelöst durch die Marktprämie – kurzfristig für eine deutlich größere Anzahl an Anlagen verfügbar geworden. Dies kann für eine Verbesserung von Kurzfristprognosen sowie für den Intraday-Handel genutzt werden. Darüber hinaus erwarten Prognoseanbieter, dass sich dadurch die Prognosegenauigkeit insbesondere von Kurzfristprognosen weiter steigern lässt. Beide Maßnahmen sind im Rahmen der bisherigen Vermarktung durch die Übertragungsnetzbetreiber nicht durchgeführt worden, da diese keinen Zugriff auf die Daten haben.

Die Steuerbarkeit von Anlagen auf Basis von fluktuierenden Erneuerbaren Energien ist bisher sehr begrenzt gewesen, nicht zuletzt da vor Einführung der Marktprämie praktisch kein Anreiz für eine marktorientierte Steuerung von EEG-Anlagen bestand. Hier hat sich zunächst durch die Einführung der Marktprämie und dann im Laufe des Jahres 2012 (nach der Ankündigung, eine zusätzliche Differenzierung der Managementprämie anhand der Fernsteuerbarkeit einzu-führen), eine starke Dynamik entwickelt, um mit Hilfe von Fernsteuerkonzepten diese Anlagen steuerbar zu machen. Mittlerweile sind die ersten Windparks infolge der Anreizwirkungen der Direktvermarktungsinstrumente mit entsprechender Technik nachgerüstet worden, um sie wie in der letzten Woche 2012 geschehen bei negativen Marktpreisen abregeln zu können. Die Direktvermarkter berichten, dass sie mit der Einführung des Fernsteuerbonus zum 1.1.2013 einen größeren Anteil ihrer Anlagen mit entsprechender Technik ausstatten werden.

Die Vermarktungswege der Direktvermarkter entsprechen bisher, wenn größere Portfolios vermarktet werden, weitgehend den Vermarktungswegen der ÜNBs. Die Mengen werden in der Regel über den Day-ahead Spotmarkt sowie über den Intraday-Markt vermarktet. Die Direktvermarkter berichten aber, dass sie erste Biomasseanlagen präqualifiziert haben, um mit diesen Anlagen im Regelenergiemarkt teilzunehmen. In 2013 planen mehrere Direktvermarkter, weitere Anlagen in diesem Markt zu präqualifizieren. Dies verringert auch die konventionelle Mindesteinspeisung (sog. must-run-Anlagen).

Schließlich hat sich bei der Vermarktung der Erneuerbaren Energien-Strommengen eine große Akteursvielfalt entwickelt. Insgesamt führen neben Vermarktern eigener Anlagen ca. 20 Unternehmen, die bisher im deutschen Erzeugungsmarkt keine etablierten Akteure waren, in größerem Umfang eine Vermarktung von fremden Anlagen durch. Damit entwickelt sich die Vermarktung Erneuerbarer Energien weg von einer regulierten Vermarktung durch die Übertragungsnetzbetreiber hin zu einer wettbewerblichen Vermarktung, in der die Direktvermarkter in Konkurrenz um die effizienteste Vermarktung zueinander stehen.
->Quelle: isi.fraunhofer.de;