Bevölkerung sieht Strompreis an der Schmerzgrenze – „Meinungsmonitor Energiewende“ von TNS Infratest und Scholz & Friends
Die nach Überzeugung zahlreicher Experten künstlich erzeugte öffentliche Diskussion über den Strompreis scheint weiten Kreisen einzuleuchten: Nach einer jüngsten Umfrage lehnen 52 Prozent eine Finanzierung der Energiewende über Zuschläge zum Strompreis grundsätzlich ab. Lediglich 44 Prozent halten die EEG-Umlage für richtig. Allerdings wollen auch unter den Umlage-Befürwortern 42 Prozent in Zukunft keine höheren Finanzierungsbeiträge zur Energiewende mehr leisten. Dies ergab eine repräsentative Umfrage für den „Meinungsmonitor Energiewende“ von TNS Infratest und der Werbeagentur Scholz & Friends.
Die aktuellen Stromkosten liegen laut Umfrage für die Hälfte der Deutschen bereits an der Schmerzgrenze: 27 Prozent halten keinerlei Mehrkosten für akzeptabel, weitere 23 Prozent können sich höchstens 5 Euro pro Monat vorstellen. 31 Prozent fühlen sich erst bei monatlichen Mehrkosten von 10 Euro überfordert. Nur 17 Prozent der Deutschen erachten auch 20 Euro oder mehr als zumutbar.
Dennoch Mehrheit pro Energiewende
Dennoch hat die Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) unverändert eine positive Grundhaltung zur Energiewende. Lediglich 7 Prozent lehnen das Projekt grundsätzlich ab. Die Gruppe der Indifferenten fällt hingegen mit 36 Prozent relativ groß aus. Besonders wichtig sind den Deutschen der weitere Ausbau erneuerbarer Energien, die energetische Sanierung von Gebäuden sowie der Ausbau des Stromnetzes. Weniger Wert legen die Befragten hingegen auf die Stärkung der Elektromobilität und die geringere Nutzung von Stein- und Braunkohle.
Ein Zwischenruf
Benzin- und Heizölkosten machen 10,6 Prozent der durchschnittlichen Haushaltsausgaben aus – Strom dagegen nur 2,2 Prozent. Und das, obwohl wir nach wie vor so verschwenderisch mit Strom umgehen, als hätten wir zu viel davon: Standby, kühlende und gefrierende Stromfresser, ungedämmte Häuser, auch am Wochenende grell erleuchtete Bürotürme. Trotzdem wird über den Strompreis um etliche Dezibel lauter diskutiert als über die Sprit-Wegelagerei: Wenn sich der Haushaltsanteil für die Einspeisevergütung nach dem EEG auf 0,3 Prozent erhöht, ertönt Schreien und Wehklagen aus den unterschiedlichsten Ecken. Woran liegt das? Die Süddeutsche Zeitung schrieb vor einer Weile, der größere Teil der ach so teuren Stromkosten gehe „auf Preiserhöhungen der Stromerzeuger zurück. Die Verbraucher ärgern sich zwar gern über teuren Strom; aber offenbar nicht genug, um etwas dagegen zu tun.“ Der Verdacht drängt sich auf, es gehe bei dieser merkwürdigen Diskussion um eine Diffamierung der erneuerbaren Energien und der Energiewende überhaupt. Wer daran wohl Interesse hat? …fragt S_Y
Folgt: „Fingerzeig für die Politik„