Braunkohlestrom passt nicht zur Energiewende
Wenn allerdings gleichzeitig Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen und Kohlekraftwerken im Netz transportiert werden muss, erfordert dies mehr Übertragungskapazität. „Im Umkehrschluss bedeutet das: Der erforderliche Netzausbau und die damit verbundenen Kosten bis 2023 könnten vermutlich geringer ausfallen, wenn das Übertragungsnetz neben der Stromeinspeisung aus Erneuerbaren Energien nicht noch zusätzlich eine quasi unverminderte Einspeisung des Kohlestroms ermöglichen müsste“, erklärt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Werden konventionelle Kraftwerke nicht vom Netz genommen, wenn Erneuerbare-Energien-Anlagen einen Großteil der Nachfrage decken, entstehen Stromüberschüsse, die zum Beispiel zu negativen Preisen ins Ausland exportiert werden müssen. Das ist energiewirtschaftlich unnötig und widerspricht eklatant den Klimaschutzzielen“, kritisiert Vohrer.
Der aktuelle Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber gibt den Stromexport im Szenario B für das Jahr 2023 mit 87 TWh an. (Zum Vergleich: Im Jahr 2012 exportierte Deutschland 66,6 TWh Strom ins Ausland.) Damit würde Deutschland sogar Frankreich überholen, dessen Exportmenge im Leitszenario für 2023 auf rund 84 TWh geschätzt wird.
Netzentwicklungsplan sieht 4.000 km neue Leitungen
Die Übertragungsnetzbetreiber erstellen den Netzentwicklungsplan jährlich seit 2012, um den zukünftigen Ausbaubedarf zu ermitteln. Auf Basis der oben genannten Annahmen kommen sie zu dem Fazit, dass bis 2023 rund 4.000 Kilometer neue Leitungen benötigt würden. Die Investitionskosten dafür beliefen sich auf 21 Milliarden Euro. Ein so modernisiertes Netz wäre in der Lage, nicht nur den Strom von Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 139,5 GW zu transportieren, sondern gleichzeitig auch den Strom aus den vorhandenen Kohlekraftwerken.
DIW sieht Glaubwürdigkeit der Netzausbaupläne beschädigt
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) geht davon aus, dass insbesondere die geplanten neuen Stromautobahnen des Korridors A zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg und des Korridors D zwischen dem Leipziger Raum und Bayern dazu beitrügen, Strom aus Kohlekraftwerken zu verteilen. „Sobald der Verdacht besteht, dass der Netzausbau nicht mehr vorrangig der Energiewende dient, sondern stattdessen die klimaschädliche Kohleverstromung manifestiert, wird die Glaubwürdigkeit der Netzausbaupläne beschädigt und die Akzeptanz für neue Stromleitungen schwindet“, warnt Vohrer.
->Quelle und Dossier: energie-studien.de; unendlich-viel-energie.de