Versorgung nicht durch Subventionen sichern
Auf diesem Markt würden gesicherte Kapazitäten von Kraftwerken in Form sogenannter Versorgungssicherheitsnachweise gehandelt. Marktpartner seien auf der einen Seite die Vertriebe, die damit auch bei weiter zunehmenden Anteilen volatiler Erneuerbarer Energien ihren Kunden Versorgungssicherheit anbieten können. Auf der anderen Seite bieten die konventionellen Kraftwerke, aber auch Speicherbetreiber, virtuelle Kraftwerke und regelbare Erneuerbare-Energien-Anlagen, ihre Kapazitäten an, die im Bedarfsfall abgerufen werden können. „Wir wollen die für die Versorgungssicherheit notwendigen Kapazitäten nicht durch Subventionen sichern, sondern durch einen unbürokratisch organisierten und dezentral funktionierenden Marktplatz“, so Müller.
Jedoch müssten für die Weiterentwicklung des Energiemarkts auch die erforderlichen Bedingungen für den Übergang festgelegt werden. Müller: „Daher sollte von der Politik kurzfristig die vom BDEW vorgeschlagene Strategische Reserve, die breite Zustimmung erfährt, mit einer Regionalkomponente eingeführt werden. Die Strategische Reserve ist aufgrund der jetzigen Situation und der Regelung durch die Reservekraftwerksverordnung ohnehin dringend erforderlich. Darüber hinaus müssen auch solide Strukturen zum Aufbau der passenden Netzinfrastruktur für die Energiewende geschaffen werden.“ Der BDEW setzt sich darüber hinaus für eine Weiterentwicklung der Anreizregulierung zugunsten eines intelligenten Netzausbaus ein. Außerdem sollen bei den Netzentgelten eine Neuregelung mit einer stärkeren Leistungsorientierung und eine Beschränkung der vermiedenen Netzentgelte auf steuerbare Erzeugungskapazitäten erfolgen.
BDEW-Präsident Ewald Woste betonte, dass die letzten Jahre für die gesamte Energiewirtschaft von Orientierungslosigkeit geprägt waren: „Die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln der Unternehmen wurden Monat für Monat schlechter. Mit Markt hatte die Energiepolitik der letzten Jahre nicht viel zu tun. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass sie jetzt die Expertise der Energiewirtschaft ernst nimmt und auf der Basis unserer Vorschläge die Orientierungslosigkeit in der energiepolitischen Debatte beendet.“
BDI begrüßt Direktvermarktung durch Betreiber neuer Anlagen – Warnung vor dauerhaftem Subventionsmechanismus
BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerbe zu den BDEW-Vorschlägen: „Es muss das gemeinsame Ziel von Politik und Wirtschaft sein, die Gesamtfördersumme mittelfristig zu senken und die Förderung erneuerbarer Energien langfristig ganz auslaufen zu lassen. Damit die Kosten nicht weiter aus dem Ruder laufen, muss sich die zukünftige Bundesregierung schnellstens darum kümmern, die erneuerbaren Energien in den Markt zu integrieren und den Ausbau kosteneffizienter zu gestalten. Alle Beteiligten brauchen Planungs- und Investitionssicherheit. Daher muss ein neues umfassendes Marktdesign mit Produzenten und Verbrauchern erarbeitet werden.
Gut, dass neben dem von uns vorgeschlagenen Konzept zum Strommarktdesign nun auch der BDEW seine Vorschläge präsentiert. BDI und BDEW stimmen überein, dass Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Anlagen künftig im Wege der Direktvermarktung mehr Verantwortung am Markt übernehmen sollen. Die Förderung erfolgt dann über eine Marktprämie, deren Höhe im Wege einer Ausschreibung ermittelt werden könnte. Zur künftigen Sicherstellung von Versorgungssicherheit setzen wir zunächst auf eine Ertüchtigung des Energy-Only-Marktes und auf das Zusammenwachsen der nationalen Märkte in Europa. Wir warnen vor der übereilten Einführung eines dauerhaften Subventionsmechanismus.“
BEE und BWE kritisch
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und der Bundesverband WindEnergie haben sich gegen das vom BDEW vorgelegte Konzept für einen neuen Strommarkt ausgesprochen. Der BEE kritisierte die Vorschläge als kompliziert und teuer. Bereits heute seien mehr als die Hälfte der Erneuerbaren in der teuren Marktprämie, wobei nur ein Bruchteil der Anlagen in der Direktvermarktung gesteuert würde. Auch die vorgeschlagenen Fix-Prämien würden den Umbau unserer Stromversorgung sowohl für die Verbraucher als auch für Unternehmen verteuern, erklärt der BEE. Das Fix-Prämien-Modell liefert keinen Mehrwert bei der sogenannten Marktintegration. Zudem schlage der BDEW Ausschreibungen für den EE-Ausbau vor, hat aber kein Konzept, wie das funktionieren soll.
Der BWE betonte, dass die Windenergiebranche bereits zu über ganz überwiegenden Teil die Direktvermarktung nutze. Daher sei eine verpflichtende Direktvermarktung überflüssig. „Für den BWE steht fest, dass die Mindestpreisvergütung und der Einspeisevorrang den Erfolg der Energiewende in Deutschland ausmachen, weil sie im Vergleich zu Ausschreibungsmodellen Grundlage für die billigsten Strompreise sind, wie der Blick in andere Länder zeigt. Deshalb müssen diese im Rahmen einer Reform des EEG erhalten werden. Eine Nachjustierung ist im EEG angelegt“, sagte BWE-Präsidentin Sylvia Pilarsky-Grosch.
->Quelle(n): bdew.de; bdi.eu; wind-energie.de; bee-ev.de