Kritik an der Blockade der Bundesregierung – Merkel weiß „genau Bescheid“
Latif kritisierte die Politik der Bundesregierung vor allem auf europäischer Ebene und nannte zwei Beispiele: „Wir blockieren einen vernünftigen Emissionshandel, und, wann immer es um die Automobilindustrie geht, wenn es um schärfere Grenzwerte geht, legt die Bundesregierung ihr Veto ein, obwohl das EU-Parlament fraktionsübergreifend schon zugestimmt hat. Ich glaube, wir müssen aufpassen als Deutschland, dass wir nicht den Rest von Glaubwürdigkeit verspielen.“
Latif konstatierte „eine kleine Renaissance der Kohle. Das ist natürlich der völlig falsche Weg.“ Denn die Kohle sei der Klimakiller schlechthin. Latif zeigtre sich überzeugt, dass die Physikerin Angela Merkel „ganz genau über das Klimaproblem Bescheid“ wisse. Das bedeute, wir hätten kein Erkenntnisproblem sondern „wir haben einfach ein Umsetzungsproblem“.
Klimaforscher Levermann präzisiert Zahlen
In einem Interview des Deutschlandfunks korrigierte der Klimaforscher Anders Levermann die zunächst veröffentlichten Zahlen leicht nach oben: Nicht 26 bis 82 Zentimeter könnte der Meeresspiegel steigen, sondern 50 bis 100. Levermann relativierte aber die Erwartung an präzise Aussagen, die Forderung einiger Klimaskeptiker nach klaren Beweisen: Man könne für die Zukunft den Anstieg der Meeresspiegel nicht genau vorhersagen, „einfach weil wir die Eisschilde auf Grönland und der Antarktis noch nicht wirklich verstanden haben“. Immerhin wüssten wir mittlerweile, dass wir „zwischen einem halben Meter und einem Meter Meeresspiegelanstieg erwarten“, wenn wir nichts änderten. Leider seien die ersten Zahlen in den Medien falsch wiedergegeben worden.
Forschung macht Wenn-Dann-Aussagen – stellt keine Forderungen
Levermann erklärte weiter, „dass Klimaforscher keine Forderungen stellen“. Man lese das immer wieder in der Presse als Überschrift, aber das sei nicht Aufgabe der Forschung; Forschung mache Wenn-Dann-Aussagen. Die Frage sei eben, wenn wir unter zwei Grad globaler Erwärmung bleiben wollten, dann müssten wir innerhalb der nächsten fünf Jahre beim Ausstoß von Kohlendioxid und Methan eine „Kehrtwende“ schaffen, bis zur Mitte des Jahrhunderts auf etwa ein Fünftel des derzeitigen Niveaus kommen, „und das bedeutet mehr oder weniger eine wirkliche Umstrukturierung unserer Energieversorgung auf der Erde“.
->Quelle(n) und wörtliche Interviews: dradio.de/dkultur; dradio.de/dlf