Gauck fordert mehr Geld für die Wissenschaft

Entscheidende Bedeutung der Wissenschaft für die Zukunftsfähigkeit des Landes

Aber wahr ist auch: Die Wissenschaft hat einen außerordentlich wichtigen Beitrag geleistet zu unser aller Wohlstand, und manchmal haben wir das als selbstverständlich angesehen. Deshalb kommt dem Wissenschaftssystem in einem Hochtechnologieland wie dem unseren entscheidende Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Landes zu. Ich freue mich, dass sich die Leopoldina aktiv an dieser Diskussion beteiligt, wie wir unser Wissenschaftssystem weiterentwickeln können.

Exzellente Forschung braucht ein Fundament in der Breite. Beides braucht die notwendigen finanziellen Mittel. In den vergangenen Jahren hat die Politik in Deutschland viel getan. Das wissen Sie besser als ich. Und die Politik hat auch viel erreicht: Ich denke an das „Paket der Pakte“. Ich kenne aber auch die Sorgen vieler Wissenschaftler und der Wissenschaftsorganisationen, was sein wird, wenn die Pakte auslaufen. Und das steht uns ja bevor. Ich denke auch daran, dass nicht nur der Staat, sondern auch die deutschen Unternehmen steigende Summen in Forschung und Entwicklung investieren. Ich begrüße das ausdrücklich. Und ich denke an das Wissenschaftsfreiheitsgesetz des Bundes.

Über das Drei-Prozent-Ziel für Forschung und Entwicklung hinausgehen

Wir sollten nicht darum herum reden: Wir brauchen weitere Anstrengungen, wir brauchen neue Anstrengungen. Das europäisch vereinbarte Drei-Prozent-Ziel für Forschung und Entwicklung haben wir in Deutschland fast erreicht. Aber es liegt bei uns, welche Zielmarke wir uns darüber hinaus setzen wollen, welche Maßstäbe wir überhaupt an uns anlegen. Klar ist: Wenn wir Wohlstand und Lebensqualität in unserem Land auch für die Zukunft sichern wollen, dann müssen wir uns mit Wettbewerbern in der Welt messen.

Wenn wir in die Welt hinausschauen, dann wird uns klar, dass wir einen Umbruch auch in der Wissenschaft erleben. Andere Weltregionen – wie Asien – gewinnen weiter an Bedeutung. Das heißt: Auch wir müssen uns weiter anstrengen. Wenn wir unsere Hochschulen stärken wollen, werden wir auch über eine bessere Grundfinanzierung unserer Hochschulen reden müssen, ebenso über weitere Verbesserungen der Lehre. Wir brauchen dabei auch zuverlässige und transparente Karrierewege für unsere Nachwuchswissenschaftler.

Und wir müssen konsequent die Chancen nutzen, die durch Internationalisierung der Wissenschaft entstehen. Wenn zahlreiche Studierende und Wissenschaftler an deutsche Institute kommen, dann ist das gut und sinnvoll. Wenn junge Deutsche zum Studium ins Ausland gehen, gilt dasselbe. Wir dürfen eben nicht nur Deutschland betrachten. Auch in Fragen der Wissenschaft ist der europäische Zusammenhang – und Zusammenhalt – von entscheidender Bedeutung.

Eine gute Bildungspolitik, so hören wir es immer wieder, rangiert regelmäßig ganz oben, wenn in Umfragen nach den wichtigsten politischen Themen gefragt wird. Ich bin mir sicher, dass die Menschen eine tragfähige Antwort von Bund und Ländern auf die Frage erwarten, wie zukunftsfähige Bildung, Forschung und Entwicklung in unserem Land aussehen.

Das ist angesichts der notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte alles andere als eine einfache Aufgabe. Aber hier sollte für unser Land, für die Politik und für jeden Einzelnen gelten, was sich Ihre Gesellschaft, die Leopoldina, zum Wahlspruch erkoren hat: Nunquam otiosus – niemals müßig! Nicht nur für Ihre Jahresversammlung, sondern auch für alle künftige Arbeit wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute.
->Quelle(n): leopoldina.org; bundesregierung.de; idw-online.de