Klimawandel wird weltweite Armut verschlimmern
Das britische Forschungsinstitut Overseas Development Institute (ODI – führender unabhängiger Thinktank Großbritanniens für internationale Entwicklung und humanitäre Fragen) hat eine aufsehenerregende Prognose veröffentlicht: Wenn nichts geschieht, so die Forscher Andrew Shepherd, Tom Mitchell, Kirsty Lewis, Amanda Lenhardt, Lindsey Jones, Lucy Scott und Robert Muir-Wood in ihrem Bericht „The geography of poverty, disasters and climate extremes in 2030„, wird der Klimawandel für immer mehr Menschen bittere Armut zur Folge haben. Bis 2030 würden zum Beispiel 325 Millionen Menschen in den am meisten gefährdeten Ländern Südasiens und Schwarzafrikas in extremer Armut leben. Mehr als 300 Millionen Menschen sind laut Nicholoas Stern („Der Global Deal“, S. 46) derzeit schon tropischen Zyklonen ausgetzt. Gründe sind Dürren, Regenfälle mit Überflutungen und Hitzewellen.
Die Schlüssel-Botschaften des Berichts:
- Mit dem Klimawandel verbundene extreme Wetterereignisse werden zunehmen und wahrscheinlich zu mehr Katastrophen führen. Solche Katastrophen, vor allem, wenn sie mit Trockenheit einhergehen, können die wichtigste Ursache für Verarmung sein, und die Fortschritte in der Armutsbekämpfung zunichte machen.
- Bis zu 325 Millionen extrem arme Menschen werden 2030 in den 49 risiko-anfälligsten Ländern leben. die Mehrheit in Südasien und Afrika südlich der Sahara.
- Die elf am stärksten von Naturkatastrophen verursachter Armut bedrohten Länder sind Bangladesch, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Kenia, Madagaskar, Nepal, Nigeria, Pakistan, Südafrika, Südsudan, Sudan und Uganda.
- Katastrophenvorsorge sollte ein wichtiger Bestandteil der Anstrengungen sein, die auf Armutsverringerung zielen, sowohl zum Schutz der Lebensgrundlagen als auch zur Lebensrettung. Es zunächst identifiziert werden, wo die Armuts- und Katastrophenrisiken sich konzentrieren sind, um dann zu handeln.
- Die Post-2015-Entwicklungsziele müssen Vorgaben zur Katastrophenhilfe und in Richtung Klimawandel beinhalten, indem die Bedrohung erkannt wird, die sie für das Hauptziel darstellen, nämlich die Beseitigung der extremen Armut bis zum Jahr 2030.
Nicholas Stern schreibt in seinem Buch „Der Global Deal“: Die beiden größten Probleme unserer Zeit – die Überwindung der Armut in den Entwicklungsländern und die Bekämpfung des Klimawandels – sind unauflöslich miteinander verbunden. Ein Scheitern beim einen wird die Anstrengungen zur Lösung des anderen untergraben. Ein Ignorieren des Klimawandels würde zu einer für Entwicklung und Armutsreduzierung immer feindlicheren Umwelt führen, aber der Versuch, den Klimawandel anzugehen, indem man Wachstum und Entwicklung Fesseln anlegt, würde die für einen Erfolg so wichtige Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beschädigen. Reiche und arme Länder müssen zusammenarbeiten, um CO2-armes Wachstum zu erreichen – CO2-intensives Wachstum wird sich schließlich selbst zerstören.“ Der ODI-Bericht liest sich wie eine Fortsetzung von Stern.
->Quelle(n): odi.org.uk; dpaq.de/BEwUB; Nicholas Stern: Der Global Deal“ (München 2009, S. 19)