Simulierte Investition in den Klimaschutz
Um das Abwenden des drohenden Klimawandels in das Spiel einzubauen, modifizierten die Wissenschaftler die Rahmenbedingungen. Jeder Spieler erhielt ein Anfangskapital von 40 Euro und konnte über zehn Runden hinweg entscheiden, wie viel davon er behalten oder spenden wollte. Das gespendete Geld wurde in eine Anzeigenkampagne über den Klimawandel investiert und stellte somit eine simulierte Investition in den Klimaschutz dar. Außerdem gab es Bonuszahlungen: Die Gruppen, die mehr als die Hälfte ihres Gesamtkapitals spendeten, konnten den Klimawandel symbolisch abwenden und erhielten zusätzlich 45 Euro pro Teilnehmer ausgezahlt. Spendete die Gruppe weniger, verloren alle Spieler ihr Vermögen mit 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit.
Dass man von der Rettung des Klimas erst in der Zukunft profitiert, wurde durch drei verschiedene Szenarien simuliert. Spielern von erfolgreichen Gruppen wurde ihr Vermögen entweder am Tag nach dem Experiment ausgezahlt (Szenario 1) oder sieben Wochen später (Szenario 2). In Szenario 3 wurde den Spielern ihr Vermögen gar nicht ausgezahlt, sondern in die Pflanzung von Eichen und somit in den Klimaschutz investiert. Die Bäume absorbieren im Laufe ihres Lebens Kohlendioxid aus der Atmosphäre, und ihr Holz dient späteren Generationen als wertvoller Baustoff.
Je ferner das Ziel in der Zukunft, desto weniger Vorsorge
Doch von den elf Gruppen, denen das Pflanzen von Eichenbäumen in Aussicht gestellt worden war, erreichte keine einzige das Spendenziel. Durchschnittlich flossen statt der anvisierten 120 Euro nur 57 Euro auf das Klimakonto. Das ist weniger als die Hälfte des angepeilten Betrags. Im ersten Szenario waren sieben von zehn Gruppen erfolgreich, die Teilnehmer spendeten durchschnittlich 108 Euro, und die Mitspieler des zweiten Szenarios immerhin noch 83 Euro (vier von zehn Gruppen waren erfolgreich). „Das Ergebnis unseres Experiments zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft“, fasst Milinski zusammen. „Leider konnten wir Schellings Voraussage bestätigen, es ist ein Desaster.“
Gesamte Menschheit spielt Public-Goods-Game „Klimawandel“
Der Klimawandel ist das größte Public-Goods-Game, das je gespielt worden ist: Die gesamte Menschheit macht mit. Das Problem ist, dass wir zwar jetzt einzahlen, der Nutzen unserer Anstrengungen aber erst sehr viel später eintritt und über die gesamte Menschheit verteilt wird. Wir selbst oder unsere Kinder werden also nur zu einem kleinen Anteil davon profitieren, dass wir uns heute in unserem Leben einschränken, und unsere Motivation, tatsächlich etwas zu tun, ist dementsprechend gering.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass diejenigen, die in den Klimaerhalt investieren sollen, kurzfristige Anreize haben müssen, um es zu tun. „Es reicht nicht, nur auf die Vorteile zu verweisen, die künftige Generationen haben werden“, sagt Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie, einer der Autoren der Studie. „Wirksamer Klimaschutz wird nur gelingen, wenn die Akteure auch kurzfristigen materiellen Gewinn aus ihm ziehen können, etwa durch den Export von klimafreundlichen Technologien.“
->Quelle(n): CS/H – auf mpg.de; evolbio.mpg.de