Greenpeace-Studie zu Emissionshandel
Eine Tonne des Klimakillers CO2 zu produzieren ist an manchen Tagen billiger als eine Schachtel Zigaretten. Wenn sich das nicht bald ändert, werden ausgerechnet die Kohlekraftwerke im Energiewendeland Deutschland den Ausbau klimafreundlicher Gaskraftwerke verhindern. So das Ergebnis einer Greenpeace-Studie.
Der Markt soll es regeln. So die Idee damals, 2005, als der Handel mit Emissionsrechten eingeführt wurde. Tut der Markt auch: Weil auf Drängen der Industrie damals viel zu viele Zertifikate ausgegeben wurden, liegt der Preis für eine Tonne CO2 heute nicht wie erwartet bei 30 Euro, sondern aktuell bei weniger als 4. Das verschafft den Betreibern von Braunkohlekraftwerken, den schlimmsten CO2-Schleudern unter allen Kraftwerkstypen, einen solchen Wettbewerbsvorteil, dass sie einen veritablen Boom erleben.
Historische Entwicklung der Stromerzeugung Deutschland
Wie verändert sich der Anteil der Kohle- und Gaskraftwerke bis zum Jahr 2020, wenn der Zertifikatepreis auf 40 Euro steigen würdet? Und was würde geschehen, wenn er wie aktuell bei etwa 5 Euro verharrte? Diese beiden Szenarien hat das Beratungshaus Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace untersucht.
Niedriger CO2-Preis schadet Deutschlands Klimazielen
Bleibt der Preis niedrig, werden ineffiziente Kohlekraftwerke sogar moderne Gaskraftwerke aus dem Markt drängen – und zwar über die Grenze Deutschlands hinaus. Dann würde der deutsche Kohlestrom dem europäischen Klimaschutz gleich mehrfach schaden: zum einen durch den hohen CO2-Ausstoß und zum anderen durch die Verdrängung von klimafreundlicheren Gaskraftwerken. Ein niedriger CO2-Preis würde es Deutschland nahezu unmöglich machen, seine selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen. Die Mengen CO2, die Braun- und Steinkohlekraftwerke in die Luft blasen, müsste dann anderswo – etwa beim Verkehr oder den Privathaushalten – eingespart werden.
Die Studie zeigt aber auch: Selbst ein CO2-Preis von 40 Euro pro Tonne bremst nur Steinkohlekraftwerke aus. Die viel schmutzigere Braunkohle ist so billig, dass ihr Anteil nur minimal sinken würde. Gebremst werden könnte sie nur durch einen noch höheren CO2-Preis, der aber politisch kaum durchsetzbar ist. Deshalb muss die nächste Bundesregierung ein Gesetz zu einem mittelfristigen Ausstieg aus der Braunkohle beschließen.
Steigender Börsenstrompreis würde EEG-Umlage sinken lassen
Während ein höherer CO2-Preis sich spürbar auf den Börsenstrompreis auswirken würde, der nur von Unternehmen genutzt werden kann, käme er bei privaten Haushalten deutlich abgeschwächt an. Der steigende Börsenstrompreis würde nämlich gleichzeitig die EEG-Umlage sinken lassen.
Klimaschädliche Kohlekraftwerke haben Wettbewerbsvorteil
Bleibt der CO2-Preis niedrig, so ein Ergebnis der Studie, würden gut zwei Drittel mehr Steinkohlestrom produziert werden als bei einem angenommenen Zertifikatepreis von 40 Euro. Somit bestraft ein niedriger CO2-Preis die klimafreundlichere Stromerzeugung durch Gaskraftwerke und verschafft den uneffizienten und klimaschädlichen Kohlekraftwerken einen Wettbewerbsvorteil. Schon jetzt exportiert Deutschland mehr Kohlestrom denn je ins Ausland. Ein anhaltend niedriger CO2-Preis würde diese Menge in den kommenden Jahren massiv steigen lassen. „Ein niedriger CO2-Preis setzt nicht nur die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimaschutzbemühungen aufs Spiel. Er torpediert auch die Umsetzung einer europäischen Energiewende“, kommentiert Niklas Schinerl, Energieexperte bei Greenpeace, die Ergebnisse der Studie. (Henriette Lüht/Greenpeace)
Folgt: Die Studie (Zusammenfassung von Energie Brainpool)