Prinz-von-Asturien-Preis für Gruss und MPG

Ein Ereignis mit politischer Strahlkraft – zumindest in Spanien

Vier junge Nachwuchswissenschaftler aus Argentinien, Südkorea, Österreich und Deutschland haben gemeinsam mit Präsident Peter Gruss den Prinz-von-Asturien-Preis für Internationale Zusammenarbeit in Oviedo erhalten. Während die Preisverleihung in Spanien einer der Hauptberichtspunkte in den Medien war, blieb er in Deutschland vollkommen unbeachtet – trotz eines deutschen Preisträgers: der Max-Planck-Gesellschaft.

Oviedo, Hauptstadt Asturiens gehört noch nicht zu den Hauptzielen Spanien-Reisender – selbst wenn es einige Denkmäler des UNESCO-Weltkulturerbes  aufweist. Doch einmal im Jahr richtet sich internationale Aufmerksamkeit auf Oviedo: Wenn Ende Oktober die Prinz-von-Asturien-Preise durch den spanischen Kronprinzen übrreicht werden. Seit 1981 vergibt die Stiftung insgesamt acht Preise dotiert mit jeweils 50.000 Euro in den Kategorien Kunst, Kommunikation und Geisteswissenschaften, Literatur, Sozialwissenschaften, Wissenschaft und Technik, Sport, Internationale Zusammenarbeit sowie Eintracht. Die Preisverleihung lockt weltbekannte Persönlichkeiten in die Stadt wie Norman Foster, Ricardo Muti, Bob Dylan, Arthur Miller, Doris Lessing, Václav Havel – um nur einige zu nennen. 2002 erhielt Woody Allen einen der Preise. Dieses Jahr waren die US-amerikanische Star-Fotografin Annie Leibovitz, der Oscar-gekrönte österreichische Filmemacher Michael Haneke sowie die Physik-Nobelpreisträger Peter Higgs und Francois Englert unter den Preisträgern.

Während einer Pressekonferenz, forderte Gruss mehr politisches Engagement für die Forschung. In zahlreichen Briefen hatten ihn die spanischen Kollegen gebeten, bei seinem Besuch eine Lanze für die Grundlagenforschung zu brechen. Auch das Round Table-Gespräch am Abend in Gijón mit dem CEO von ThyssenKrupp Elevator, Ramón Sotomayor, drehte sich um den Nachwuchs angesichts der erschreckend hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien. Es fand statt in den Gebäuden der Universität Oviedo, die – 1608 gegründet – immerhin die drittälteste in Spanien ist. Mit ihren heute 30.000 Studenten ist sie das wissenschaftliche und kulturelle Zentrum Asturiens. Unter der Überschrift „En defensa del talento“ zitierte die spanische Regionalzeitung EL COMERCIO Peter Gruss mit dem Hinweis, Spanien möge seine Talente im Land halten.

Gruss während einer Pressekonferenz – Foto – © MPG/Christina Beck

„La Max Planck dedicará el premio a enlazar con investigadores españoles“ titelte die Lokalzeitung LA NUEVA ESPAÑA am folgenden Tag und hob damit das Engagement der Max-Planck-Gesellschaft hervor, die das Preisgeld aus eigenen Mitteln noch einmal verdoppelt hatte, um jungen spanischen Nachwuchswissenschaftlern  Forschungsaufenthalte an einem Max-Planck-Institut zu ermöglichen.

Die Berichterstattung über den Preis war enorm. Die Lokalzeitungen hatten umfangreiche Einleger produziert, in denen sie ausführlich über die einzelnen Preisträger berichteten, zu denen Fernsehteams belagerten das Hotel. Überall in der Stadt fanden sich Bilder der Preisträger, lief auf Leinwänden ein Zusammenschnitt mit den Höhepunkten vergangener Preisverleihungen; die Max-Planck-Ausstellung „Bilder der Wissenschaft“ reihte sich entlang des Weges durch den Stadtpark. Tausende Menschen säumten die Straßen der Wagenkolonne mit der spanischen Königin, dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie den Preisträgern auf dem Weg zum Theater.

EL PAÍS berichtete in der Samstagsausgabe auf der Titelseite.  Das Zeremoniell des ‚spanischen Nobelpreises“ kann sich mit dem des schwedischen Königshauses messen. In seiner Rede rief der Kronprinz seine Landsleute zu „gemeinsamer Anstrengung“ und „Selbstaufopferung“ auf: „Spanien sei eine ‚große Nation‘, für die es sich zu leben, zu lieben und zu kämpfen lohne“, so der Prinz vor den fast 2000 Gästen. EL COMERCIO wählte dementsprechend das Bild der drei Vertreter der spanischen Blindenorganisation ONCE zum Aufmacher. Die Organisation hatte den Preis in der Kategorie „Eintracht“ erhalten, weil sie sich seit einem dreiviertel Jahrhundert für die soziale Integration Behinderter einsetzt und die Würde und Lebensqualität von Millionen Menschen in Spanien verbessert hat. –CB
->Quelle: mpg.de