Wälder in der Wüste pflanzen

Risiken

Das größte Risiko eines solchen Projektes besteht sicher darin, dass die Wälder in geraden Linien aus lediglich ein oder zwei schnellwachsenden Eukalyptus-Baumarten angelegt würden. Um sich ein Bild davon zu machen, muß man sich nur einmal in Portugal umschauen. Aus der Sahara würde eine Klimafarm, die ebenso wie die gesamte Landwirtschaft des Industriezeitalters als Monokultur angepflanzt würde. Der Wald wäre kein Wald, sondern eine irrsinnige Farm zur Tilgung der Klimaschulden der Industrieländer. Die Wüstenvölker würden ihre Heimat verlieren, die Sahara ihre einmalige Schönheit. Schnell kann so aus einer ökologischen Utopie eine Katastrophe werden. Die Baummonokultur würde schnell zum Opfer von Schädlingen, die sich wie in jeder Monokultur rasend vermehren würden. Über der Sahara würden dann bald Flugzeuge und Hubschrauber zur Spritzung von Pestiziden fliegen. Man kennt schon die Firmen, die daran verdienen würden. Mammutprojekte des Menschen, die so groß sind, dass sie in kürzester Zeit das Klima und das Angesicht eines ganzen Kontinentes verändern, sind äußerst gefährlich und vollkommen vermessen.

Ökologische und soziale Folgen nicht abschätzbar

Es ist beeindruckend, sich das enorme Potential der großflächigen Wüstenbewaldung vor Augen zu führen, wirtschaftlich durchzurechnen und die klimatischen Auswirkungen in Computermodellen abzuschätzen. Die ökologischen und sozialen Folgen eines solchen Projektes allerdings sind bisher noch in keiner Weise abzuschätzen. Um so mehr sollten wir uns an die Arbeit begeben, fachübergreifend diskutieren, wie ein solches Projekt nachhaltig verwirklicht werden könnte und beginnen, mit der Pflanzung erster kleinerer Wüstenwälder wichtige Erfahrungen zu sammeln. Man könnte sofort mit 10.000 oder 100.000 Hektar an verschiedenen Orten der Sahara und des australischen Outbacks, in der Namib oder in der Wüste von Nevada beginnen. Lernen, wie man verwüstetes Land ökologisch sinnvoll aufforstet, was die tatsächlichen Kosten und Probleme sind, was der Einfluss auf das lokale und das angrenzende Klima ist. Für ein Projekt wie Desertec, das nur Maschinen in die Wüste stellen will und zudem die größten Probleme mit Sandstaubablagerungen auf den Solarspiegeln hat, wäre ein ausgedehnter Wald um die Solaranlagen die perfekte Ergänzung. Klimafarming mit hoher Biodiversität ist womöglich die letzte Chance gegen den Klimawandel. Vergeben wir sie nicht durch Größenwahn und lassen uns trotzdem nicht ausbremsen von blinden Besserwissern.

Literatur
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->Quelle: http://www.ithaka-journal.net/walder-in-der-wuste-pflanzen