Wegener-Institut: Tempo der Küstenerosion in Ostsibirien hat sich fast verdoppelt
Die vor allem aus Permafrost bestehenden Steilküsten Ostsibiriens erodieren immer schneller. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, nachdem sie Daten und Luftaufnahmen der Küstenstreifen aus den zurückliegenden 40 Jahren ausgewertet haben. Als Gründe für die zunehmende Erosion führen die Forscher die steigende Sommertemperatur in den russischen Permafrostgebieten sowie den Rückzug des arktischen Meereises an. Es fällt als Küstenschutz in jedem Jahr länger aus. In der Folge unterspülen Wellen die Küsten. Gleichzeitig sinkt das Land von oben ein. Besonders betroffen ist die kleine Insel Muostakh (Vergleichs-Foto) östlich des Lena-Deltas. Sie könnte dem anhaltenden Landverlust auf Dauer sogar ganz zum Opfer fallen, so die Experten.
Der Zusammenhang ist klar und eindeutig: Je wärmer es in den ostsibirischen Permafrostgebieten wird, desto schneller zerfällt die Küste. „Steigt die Durchschnittstemperatur im Sommer um ein Grad Celsius, beschleunigt sich die Erosion um 1,2 Meter pro Jahr“, sagt AWI-Geograph Frank Günther, der gemeinsam mit deutschen und russischen Kollegen die Ursachen für den Küstenzerfall in Ostsibirien untersucht und die Ergebnisse in zwei Fachartikeln veröffentlicht hat.
Für diese Studien haben er und sein Team besonders hochauflösende Luft- und Satellitenbilder aus den Jahren 1951 bis 2012 sowie Messungen aus den vergangenen vier Jahren ausgewertet. Zudem untersuchten die Forscher vier Küstenabschnitte entlang der Laptew See (siehe Karte) und auf der Insel Muostakh.
Folgt: Immer wärmere Sommer – immer weniger schützendes Meereis