Schon heute 1,7 Grad realistisch
Eine Verzögerung bei der Reduktion von Treibhausgasen um zwei Jahrzehnte würde die Untergrenze erreichbarer Klimaziele um 0,4 Grad anheben und damit den verbleibenden Flexibilitätsrahmen erheblich vermindern. „Das zeigt, wie die Fortsetzung ineffektiver Klimapolitiken den Optionsrahmen für die zukünftige Klimapolitik verringert und gleichzeitig die Hürde für den Übergang zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft erhöht“, sagt Luderer. Bereits heute muss sich die Welt auf Grund der CO2-Emissionen der Vergangenheit und der Langwierigkeit der Transformation hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft auf 1,7 Grad globaler Erwärmung einstellen, so die Wissenschaftler.
Die Grenzen des Erreichbaren
Die Forscher haben die ökonomischen Herausforderungen des Klimaschutzes mit Hilfe umfangreicher Computersimulationen untersucht. Sie berechneten 285 alternative Klimaschutzszenarien, in denen Annahmen zum Verlauf internationaler Klimaverhandlungen, der Verfügbarkeit von emissionsarmen Technologien wie Solarenergie, Windkraft, Biomasse, CCS und Energieeffizienz, sowie zur Stringenz langfristiger Klimaschutzmaßnahmen variiert wurden. Zur ökonomischen Bewertung der Szenarien untersuchten sie Indikatoren wie Vermeidungskosten, Energiepreise und potenzielle Finanztransfers in einem internationalen Kohlenstoffmarkt.
„Unsere Studie ist die erste, die die Zusammenhänge zwischen der Stringenz von Klimazielen und ökonomischen Vermeidungsherausforderungen derart detailliert beschreibt“, sagt Ottmar Edenhofer, Ko-Autor der Studie und Chefökonom am PIK. „Wir waren in der Lage die – wie wir es nennen – Grenze des Erreichbaren abzuschätzen: in Abhängigkeit von Vermeidungszielen, Zeitvorgaben und Technologieverfügbarkeit steigen die Kosten von Klimapolitik ab einem gewissen Punkt unverhältnismäßig stark an.“ Weiterhin auf internationaler Ebene die Klimapolitik nur halbherzig voranzutreiben, sei nicht nur kostspielig, sondern könnte auch das Erreichen von Klimazielen in den Bereich des Unmöglichen rücken, schließen die Wissenschaftler.
Die Forschung zu dieser Studie wurde vom Umweltbundesamt (UBA) im Rahmen von UFOPLAN FKZ 3710 41 135 unterstützt.
Artikel: Luderer, G., Pietzcker, R.C., Bertram, C., Kriegler, E., Meinshausen, M., Edenhofer, O. (2013): Economic mitigation challenges: how further delay closes the door for achieving climate targets. In: Environmental Research Letters (online) [DOI:10.1088/1748-9326/8/3/034033]
->Quelle(n): iopscience.iop.org; pik-potsdam.de/