Eine hervorragende Doppel-Dokumentation in der ARD
„Verändert Fracking die Welt? Oder ist alles nur eine große Blase? Das fragen die Korrespondentinnen Tina Hassel (Washington) und Ina Ruck (Moskau) in ihrer Dokumentation. Dank Fracking vollzieht sich zur Zeit eine Revolution auf dem Weltenergiemarkt.“ Den beiden ARD-Frauen ist ein preiswürdiges Werk gelungen.
Immer wieder wechseln sie den Stand- und Drehort: Aus den USA, die sich eben anschicken, anscheinend zum weltgrößten Öl- uns Gasproduzenten aufzusteigen, zur Gazprom-Zentrale nach Russland und zurück – von den boomenden Weiten Ohios auf die trotz Gasförderung zurück gebliebene Insel Sachalin. Die USA sagen, sie seien nicht mehr auf Russland angewiesen. Russlands Putin nennt den amerikanischen Boom eine „Seifenblase“.
Die USA rührt das nicht. ARD-Ankündigungstext: „Sie könnten in einigen Jahren nicht nur zum Selbstversorger und Exporteur von Öl und Gas werden, sondern auch zum starken Konkurrenten für den Energieriesen Russland.“ Die neuen Fördertechniken stellen (vorerst, denn niemand weiß, wie lange die Vorräte wirklich halten) jedenfalls die bisherige Weltordnung auf den Kopf. „Ein neuer Öl- und Gasrausch hat begonnen“, so Ruck und Hassel.
Aber: In den Fracking Hochburgen Ohio und Colorado, da wo der Boom ausgebrochen ist, ist das Trinkwasser mit Giften kontaminiert – Fracking-Gegner Ray kann nicht einmal mehr mit Leitungswasser duschen; vergeblich hat er die Verantwortlichen aufgefordert, von seinem Wasser zu trinken, das er ihnen hinstellte – sie hüteten sich – beeindruckend, wie er diese Szene schildert.
Seitdem George W. Bush 2005 die Umweltauflagen für den Trinkwasserschutz so gut wie ausgehebelt habe, so Hassel, könnten US-Konzerne ungestört fracken. Die Folgen für die USA seien gewaltig. Der Traum von der Energieunabhängigkeit könnte Wirklichkeit werden. Ihren Heißhunger nach billigem Öl würden die Amerikaner dann weitgehend selber stillen – mit erheblichen geostrategischen Konsequenzen. „Die Geschäfte laufen bestens für die Scheichs mit dem Cowboyhut. Ist es der Aufbruch in eine neue Zukunft oder folgt auf den Rausch nur der große Kater?“
Der Film „Boom oder Blase? – Wie Fracking die Welt verändert“ beschreibt den spannenden Kampf um Öl und Gas und hinterfragt kritisch den enormen Aktionismus der durch Fracking entstanden ist. Er schildert die Folgen, enthält sich aber eines abschließenden Urteils – eine beispielhafte ferneh-journalistische Leistung.
Ein Film von Tina Hassel und Ina Ruck – Redaktion: Tibet Sinha/WDR
->Quelle: ho; daserste.de