Polen als Gastgeber des Weltklimagipfels in die Pflicht genommen
Wenige Tage vor Beginn des Weltklimagipfels blickt die Weltgemeinschaft gespannt nach Warschau. Auf dem Gipfel sollen die Teilnehmerstaaten weitere Zusagen für Emissionsreduktionen bis 2020 machen und den Fahrplan zu einem Nachfolge-Abkommen des Kyoto-Protokolls für die Zeit danach erarbeiten. Auf europäischer Ebene blockiert Polen aber stärkere Klimaschutzbemühungen, weil die Regierung an der Kohleverstromung festhalten will. Eine neue Greenpeace-Studie zeigt nun, wie auch das Kohleland Polen die Energiewende bis 2050 schaffen kann.
88 Prozent des Stroms aus Kohle
In Polen kommen 88 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken, vor allem die emissionsreiche Braunkohle spielt eine wichtige Rolle für die Energieversorgung. Bisher hat sich die Regierung verpflichtet, im Rahmen der europäischen 20-20-20-Ziele bis zum Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix von 8,3 Prozent im Jahr 2011 auf 15 Prozent zu erhöhen.
Im EU-weiten Durchschnitt liegt der Anteil bereits über 20 Prozent. Regierungschef Donald Tusk hat mehrfach erklärt, an der Kohleverstromung festhalten zu wollen. Im Europäischen Rat hat Polen als einziges Mitgliedsland dreimal ein Veto gegen die „Energy Road Map 2050“ eingelegt, die den Weg zur langfristigen Dekarbonisierung der europäischen Energieversorgung weisen soll.
Grünstromzertifikate erzeugen Mitnahmeeffekte
Bisher setzt Polen vor allem auf die Verbrennung von Biomasse in Kohlekraftwerken, um seine Erneuerbaren-Quote bis 2020 zu erreichen. Die Betreiber von Kohle- und alten Wasserkraftwerken erhalten seit 2005 Erlöse aus dem Verkauf von Grünstromzertifikaten.
Dabei komme es zu starken Mitnahmeeffekten, sagt Andrzej Ancygier, der sich als Visiting Fellow an der Hertie School of Governance in Berlin mit den Auswirkungen der deutschen Energiewende auf die polnische Energiepolitik beschäftigt. „Die Kraftwerksbetreiber bekommen zusätzliche Einnahmen und müssen nichts investieren“, sagt Ancygier. Da die Stromversorger dem polnischen Staat gehörten, sei ein Wettbewerb mit „neuen“ erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft politisch nicht gewollt.
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