Living Reviews in Relativity laut internationalem Zitationsranking erste Adresse
Damit das freie Publizieren genauso attraktiv ist, wie auf dem konventionellen Weg, stärken wir zudem konkret hochklassige Open-Access-Titel. Sie werden „bottom-up“ aus der wissenschaftlichen Community entwickelt: Ein gutes Beispiel ist die 1998 am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik gegründete Zeitschrift Living Reviews in Relativity, die sich laut internationalem Zitationsranking zur ersten Adresse ihres Fachgebiets entwickelt hat.
Demographic Research und eLife auf vielversprechendem Weg
Auch in den Geisteswissenschaften haben sich Titel wie Demographic Research fest etabliert. Mit dem Howard Hughes Medical Institute und dem Wellcome Trust unterstützt die Max-Planck-Gesellschaft zudem die 2012 gegründete Online-Zeitschrift eLife mit dem Ziel, im Gebiet der Biowissenschaften ein internationales Top-Journal als Open-Access-Alternative zu etablieren. Das aus renommierten, aktiven Wissenschaftlern bestehende Editorial-Board sieht dabei die Autoren als Kunden. Deshalb wurde das von unabhängigen Forschern durchgeführte Begutachtungsverfahren so optimiert, dass höchste Qualität sichergestellt bleibt, aber der Arbeits- und Zeitaufwand für die Autoren geringer ist. Im Schnitt vergehen nicht mehr als 77 Tage bis zur Entscheidung über die Veröffentlichung.
Zudem nutzt eLife konsequent die Möglichkeiten des Internet. Dazu gehört, dass das Wissen leicht geteilt und weiterverarbeitet werden kann – aber auch, dass der Autor in Echtzeit sieht, wie seine Veröffentlichung nachgefragt wird. Mit diesem Mix ist eLife sehr innovativ. Natürlich kann das Journal nicht von heute auf morgen zu Cell, Nature oder Science aufschließen, aber das Projekt mit bereits etwa 190 veröffentlichten Fachbeiträgen ist auf einem vielversprechenden Weg.
Open Access hat längst die Regierungen in aller Welt erreicht – Jubiläums-Konferenz in Berlin
Diese zwei wichtigen Ansätze zur Umstellung des Publikationssystems müssen, weil Open Access eine weltweite Initiative der Wissenschaft für die Wissenschaft ist, auch international koordiniert werden. Dabei sind wir auf zentrale Weise eingebunden, auch als Mitorganisator der Folgekonferenzen zur Berliner Erklärung, die sich zu einer festen Plattform entwickelt haben. Vom 19. bis 20. November findet die elfte Konferenz wieder in Berlin statt. Diskutiert wird dann auch über Strategien der Politik. Schließlich hat Open Access längst die Regierungen in aller Welt erreicht. Der Umgang ist aber unterschiedlich.
Die deutsche Politik beschäftigte sich zuletzt nicht mit dem großen Ganzen, sondern mit einem zentralen Baustein: dem Urheberrecht. Die nun beschlossene Novelle sichert Autoren wissenschaftlicher Beiträge nach einer Erstveröffentlichung in einer Abo-Zeitschrift zwar das Recht, ihr Werk frei zugänglich zu machen. Doch sind die Regelungen an zu viele Bedingungen geknüpft und lassen durch den weitgehenden Ausschluss der Hochschulangehörigen einen großen Teil der deutschen Forscher unberücksichtigt.
Wir setzen deshalb auf weitere Verbesserungen. Das betrifft auch die generelle Wartefrist zwischen Erst- und Zweitveröffentlichung, die mit zwölf Monaten zu lang ist. Zudem bedarf es einer offiziellen politischen Positionierung der Bundesregierung und einer nationalen Strategie zu Open Access, die in den europäischen Rahmen eingepasst ist. Die Europäische Union ist in der Umsetzung einen Schritt weiter, wenn von 2014 an das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation gilt: Die Ergebnisse aller über Horizon 2020 geförderten Projekte sind grundsätzlich per Open Access zu veröffentlichen – die Kosten dafür Teil der Förderung. Das ist ein wichtiger Impuls für den Europäischen Forschungsraum und wird auch dem Ziel der Berliner Erklärung Schub geben.
->Quelle(n): mpg.de; mpg.de/openaccess2013; openaccess.mpg.de