Open Access soll restliche 90 Prozent schaffen

Acht Aspekte einer Patt-Situation

Die Herausforderung bestehe nun „darin, eine Pattsituation zu überwinden“, die viele Dimensionen habe – und Renn nannte acht Punkte:

  1. Die Finanzierung ist eine von ihnen: Solange die überwiegende Mehrheit der zur Verfügung stehenden Mittel für die wissenschaftliche Publikation an traditionelle Formen der Veröffentlichung gebunden bleibt, werden wir uns schwer tun, die Ressourcen aufzubringen, die für die Entwicklung einer innovativen Veröffentlichungs-Infrastruktur notwendig sind.
  2. Eine weitere Dimension ist die erforderliche kritische Masse an Daten, um einige der innovativsten Auswirkungen von Open Access zu demonstrieren.
  3. Eine dritte Dimension des Patts ist der Mangel an Ermutigung für junge Forscher, von denen viele noch über negative Auswirkungen auf ihre Karrieren besorgt sind, wenn sie nicht in den etablierten kommerziellen Zeitschriften veröffentlichen.
  4. Eine vierte kritische Dimension ist die mangelnde politische Unterstützung einiger Politiker, die vielfach versuchen, nicht die beste Lösung für Forschung, Öffentlichkeit und Wirtschaft zu finden, sondern lediglich Kompromisse zwischen den Akteuren zur Wahrung traditioneller Gebührenrechte.
  5. Eine fünfte, subtilere Dimension ist, dass Open Access oft nicht wirklich voll Open Access ist, in dem Sinne, dass noch Embargos bestehen, mangelnde Interoperabilität, Mangel an Wiederverwendbarkeit, der Mangel an Standards, Qualitätskontrolle, Lizenzierung etc..
  6. Eine sechste Dimension ist der nahezu vollständige Ausfall der Verlage, zur innovativen Dimension von Open Access beizutragen.
  7. Eine siebte Dimension ist, dass wir immer noch nicht die Werkzeuge dafür haben, die zur Verfügung gestellten Informationen für innovative Forschung zu nutzen, insbesondere in den Geisteswissenschaften.
  8. Eine achte Dimension ist der Mangel an Stabilität und das Fehlen von Sicherheit, dass unsere Daten sicherer als im gegenwärtigen Bibliothekssystem aufbewahrt werden.

Wie das Patt beenden?

Wie können wir das Patt beenden? Können wir auf die Gesetze der Trägheit, den Erhaltungssatz und die Gesetze der Evolution vertrauen, dass diese die Arbeit für uns tun, oder müssen wir die zweite Hälfte einer Revolution zu Ende bringen?

Eine der Schlussfolgerungen der Konferenz ist, das unterschiedliche Ergebnis der Bemühungen um Open Access in Abhängigkeit von der institutionellen Festlegung umzusetzen. Wir haben die Beispiele von Lüttich und Großbritannien, die zeigen, was Top-Down-Engagement erreichen kann. Es erscheint daher notwendig, in jeder der Einrichtungen, welche die Berliner Erklärung unterschrieben haben, einschließlich der MPG, auf praktischer Ebene einen ständigen Ausschuss für die Umsetzung von Open-Access zu etablieren. Ein solcher Ausschuss sollte für die Entwicklung einer Umsetzungsstrategie von Open Access innerhalb von zehn Jahren verantwortlich sein, im Einzelnen für

  • die Geldflüsse innerhalb der Publikationen und Bibliothekssysteme der Institutionen
  • verbindliche Richtlinien und ihre Beziehung zur Forschungsbeurteilung
  • ein Budget für die Entwicklung einer innovativen Archiv- und Veröffentlichungs-Infrastruktur abgestimmt auf das Erreichen des 10-Jahres-Ziels.

Open Access steht für den unbeschränkten und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlicher Information im Internet. Auf open-access.net finden sich Informationen zu den zentralen Begriffen und Formen des Open Access, z.B. über Open-Access-Zeitschriften und Repositorien, die Ursprünge der Open-Access-Bewegung, Geschäftsmodelle oder Rechtsfragen. Open Access ist ein sehr aktuelles und zukunftsweisendes Thema, das weltweit große Unterstützung findet. Gründe für Open Access sind unter anderem die erhöhte Sichtbarkeit und damit die erhöhte Wirksamkeit wissenschaftlicher Texte.
Folgt: Schlögl: „Ohne offene Information wissen wir nicht, wo die Forschung heute steht“