Schlögl: „Ohne offene Information wissen wir nicht, wo die Forschung heute steht“
Zu Beginn der Diskussion verwies Robert Schlögl auf seine und Renns Verantwortung für die Berliner Open-Access-Erklärung vor zehn Jahren. Der Max-Planck-Gesellschaft liege an exzellenter Wissenschaft. “Ohne offene Information wissen wir aber nicht, wo die Forschung heute steht. Open Access ist eines der Grundelemente unseres Systems.“ Das wissenschaftliche Publizieren sei vor dem Jahr 2000 nicht von der Wissenschaft, sondern ausschließlich von Verlegern organisiert worden.
„Aber das funktionierte nicht – der Service wird von einem Oligopol kontrolliert. Die Verlage weigern sich insbesondere, die Möglichkeiten des Internets für die wissenschaftliche Kommunikation zu nutzen. Deshalb haben wir damals die Berliner Erklärung entworfen.“ Verleger seien zwar eigentlich Serviceprovider, aber sie kontrollierten ohne ein Mandat de facto den Veröffentlichungsprozess. Schlögl: „Ich spreche für die große Mehrheit und spiele jetzt den ‚bad guy‘.“
Wir müssten uns immer die Frage stellen, und die stellten sich viele: Welchen Nutzen habe ich von OA? „Gestern war die Rede von ‚Zuckerbrot und Peitsche‘ „– doch es gebe andere Wege der Durchsetzung einer freien wissenschaftlichen Kommunikation. Dabei sei es zwar wichtig, schnell zu sein – aber es sei noch wichtiger, gut zu sein, so Schlögl.
Wer nutznießt von Open Access? Unterschiedliche Bedürfnisse unterschiedlicher wissenschaftlicher Gemeinschaften
Schlögl: „Wir brauchen Standards
- Für Qualität – ich bin ein starker Befürworter des Peer reviews (externe Begutachtung) – stets Qualität sicherstellen, das kostet Geld
- Wir brauchen De-Facto-Standards für die Interoperabilität – es braucht eine Organisation, die diese Standards setzt und durchsetzt, Software- Standards, Daten-Standards.
- Für Infrastruktur – vor 100 Jahren wurde alles gedruckt gesammelt, und das ist auch heute noch in wissenschaftlichen Bibliotheken zugänglich. Wie wird das in 100 Jahren mit den Inhalten des Internets sein?“
Neylon: „Bedürfnisse und Bedenken der Community ernst nehmen“
Cameron Neylon wies darauf hin, dass man „die Bedürfnisse und Bedenken der Community ernst nehmen“ müsse. Wir müssten „zurück zu den wahren Gründen, warum wir kommunizieren, warum wir publizieren, sei es, wegen eines Journals, wegen unseres CV, oder anderer Gründe“. Wir müssen das System ändern, forderte Neylon, „wir brauchen die richtige Form, müssen die Gründe nennen – und wir müssen zeigen, warum das, was wir gefunden haben, wichtig für die Menschen ist“.
Folgt: Kontroverse über „Top Down“ oder „Bottom Up“