DIW Berlin: Braunkohle nicht systemrelevant für Energiewende – neue Tagebaue überflüssig
Anlässlich der aktuellen Diskussion fasst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) seine Arbeiten zur Braunkohlewirtschaft zusammen: Nimmt man die Ziele der Bundesregierung in Bezug auf die Energiewende ernst, so hat die Braunkohle im deutschen Stromsystem weder aus umweltpolitischer noch aus wirtschaftlicher Perspektive eine Zukunft. Angesichts des Scheiterns der „CO2-armen“ Braunkohleverstromung durch CO2-Abscheidung und –Speicherung (CCS Carbon Capture and Storage) ist Braunkohle auf lange Zeit der mit Abstand CO2-intensivste Energieträger und trägt ursächlich dazu bei, dass die CO2Vermeidungsziele für 2020 nicht erreicht werden.
DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert: „Man wird die Emissionsminderungsziele bis 80 Prozent im Jahr 2050 bei Fortführung der Braunkohlewirtschaft nicht erreichen können“. „Die Nutzung der Braunkohle ist auch aufgrund fehlender Flexibilität inkompatibel mit einem auf erneuerbaren Energien basierten Stromsystem.“ Dies belege auch eine DIW-Studie zur Zukunft der Braunkohle in Deutschland im Rahmen der Energiewende vom Dezember 2012.
Die Verheizung von Kohle und Öl setzt von allen Formen der Energiegewinnung am meisten Kohlendioxid frei. In diesem Diagramm von Greenpeace ist nicht nur die CO2-Emission bei der Erzeugung des Stromes enthalten, sondern auch diejenige zur Herstellung der Kraftwerke.
Diskussion um Strommarktdesign ändert nichts – Kapazitätsmärkte eher kontraproduktiv
Auch die Diskussion um das Strommarktdesign kann daran nichts ändern. Angesichts der aktuellen Überkapazitäten ist selbst nach dem endgültigen Atomausstieg die Versorgungssicherheit nicht gefährdet. Eine aktuelle DIW-Studie kommt daher zu dem Schluss, das die Einführung von Kapazitätsmärkten nicht notwendig ist, sondern eher kontraproduktiv. Dies bedeutet auch, dass die Braunkohlewirtschaft sich nicht auf zusätzliche Einnahmen berufen kann. Claudia Kemfert zieht ein einfaches Fazit: „Braunkohle ist für die deutsche Energiewirtschaft nicht systemrelevant.“
Für die laufenden Verfahren in den drei Braunkohleregionen bedeutet dies, dass ein Kompromiss zwischen den Interessen der Energiewirtschaft und der Bevölkerung gefunden werden muss, die durch den Aufschluss neuer Tagebauflächen bedroht sind. Dies gilt sowohl für das Rheinland, wo derzeit nach einer Lösung des Konflikts um den Tagebau Garzweiler II gerungen wird, als auch für die Diskussion um einen neuen Tagebau in Brandenburg, Welzow Süd:„Bei Abwägung aller Ziele der Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg ergibt sich, dass aus wirtschaftlichen und umweltpolitischen Erwägungen der Tagebau Welzow-Süd nicht erforderlich ist“, sagte Christian von Hirschhausen, Ko-Autor einer Studie zu dem Thema für das brandenburgische Umweltministerium.
->Quelle: DIW-Wochenbericht 48/2013 „Energiewende und Versorgungssicherheit: Deutschland braucht keinen Kapazitätsmarkt“; alle DIW-Veröffentlichungen zur Braunkohle: Aktueller Schwerpunkt Braunkohle