Fundamentaler Wandel
Monitoringbericht 2013 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt

Beobachtung und Analyse der Märkte leitungsgebundener Energien

Die Energiemärkte in Deutschland erleben einen fundamentalen Wandel. Treibende Kraft ist der anhaltende Zubau an Strom-Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien. Dies verlangt einen erheblichen Ausbau der Netze. Die grundlegenden Entwicklungen bei Erzeugung und Netzen wirken sich auch auf die wettbewerblichen Endkundenmärkte und damit die Verbraucher aus. Das ist das Ergebnis des zweiten gemeinsamen Monitoringberichts von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt über die Entwicklung der deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkte im Jahr 2012, der am 19.12.2013 vorgelegt wurde. Mit dem Monitoringbericht 2013 setzen die beiden Bundesbehörden ihre 2012 begonnene Zusammenarbeit in der Beobachtung und Analyse der Märkte leitungsgebundener Energien fort.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die hergebrachte Erzeugungsstruktur in Deutschland steht unter erheblichem Druck. Wir erleben eine Umwälzung beim Erzeugungsmix; konventionelle Stromerzeugung wird durch erneuerbare Energien verdrängt. Das Problem hierbei: Die erneuerbaren Energien brauchen sich nicht im Markt zu behaupten, sie sind gesetzlich geschützt und subventioniert. Die wachsenden Kosten tragen die Verbraucher über die stetig steigende EEG-Umlage. Hier ist eine Lösung erforderlich, die darin bestehen kann, Neuanlagen für erneuerbare Energien mittels der verpflichtenden Direktvermarktung aus dem Subventionsmechanismus zu lösen und in den Markt zu integrieren. Dies wäre ein wichtiges Signal. Denn dort, wo der Wettbewerb sich im Energiebereich entfalten kann, zeigt er seine positive Wirkung.“

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur: „Die Energiewende führt zu tiefgreifenden Veränderungen im Erzeugungsbereich. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Stromnetze aus, denn der hauptsächlich im Norden Deutschlands aus den Erneuerbaren gewonnene Strom muss in die Verbrauchszentren im Süden und Südwesten der Republik transportiert werden. Hierfür müssen die Übertragungsnetze entsprechend ausgebaut werden, denn bereits jetzt gelangen diese an ihre Grenzen. Während des Berichtszeitraumes stiegen die Eingriffe der Übertragungsnetzbetreiber in alle Arten der Stromerzeugung. Solche Eingriffe sind angesichts der derzeitigen Netzsituation erforderlich, um die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Wettbewerb entwickelte sich im Groß- und Einzelhandel positiv

Eine von Störungen möglichst freie Netzebene ist von entscheidender Bedeutung sowohl für den Strom-Großhandel als auch für den Strom-Einzelhandel. Der Wettbewerb entwickelte sich im Berichtszeitraum auf beiden Ebenen positiv. Im Einzelhandelsbereich bieten sich den Verbrauchern breite Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Stromlieferanten. Allerdings sind die Endkundenpreise deutlich angestiegen. Hierfür war vor allem die Erhöhung der EEG-Umlage maßgeblich, die auch von 2013 auf 2014 wieder gestiegen ist. Angesichts des hohen Gewichts staatlich veranlasster Preisbestandteile am Endkundenpreis ist nur ein geringer Teil des Endkundenpreises der Gestaltung im Wettbewerb zugänglich.

Im Erdgasbereich erfolgte in der Heizperiode 2012/2013 eine weitgehende Entleerung der Untergrundgasspeicher. Ab Anfang Juni 2013 wurde verstärkt Gas eingespeichert, so dass bis Anfang November 2013 ein Füllstand der Gasspeicher von über 90 Prozent erreicht wurde. Die Einzelhandelspreise für Gaskunden haben sich im Haushaltsbereich erhöht; bei den Industrie- und Gewerbekunden haben sie sich nur geringfügig verändert.

Der Umbau der Energieversorgung im Zuge der Energiewende ist vorrangig auf die Bereiche der Erzeugung und der Netze ausgerichtet. Er wirkt sich aber über die gesamte Wertschöpfungskette der Energieversorgung aus. Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt werden weiterhin in ihren jeweiligen Aufgabenbereichen den Prozess des Umbaus der Energieversorgung begleiten und im Rahmen ihrer Aufgaben mitgestalten.

VKU: „Energiewende paradox“: Gasstrom geht zurück – Kohlestrom steigt

Laut Verband kommunaler Unternehmen (VKU) belegt der Monitoringbericht „die problematische Marktsituation insbesondere für Gaskraftwerke“. In einer Stellungnahme wies der Verband darauf hin, dass obwohl die Gaskraftwerke „mit circa 26 Prozent den größten Anteil am konventionellen Kraftwerkspark“ ausmachten, die Anteile an der Stromerzeugung immer weiter, auf etwa 14 Prozent im Bereich der nicht erneuerbaren Erzeugung, zurückgingen. Dagegen steige die Stromerzeugung aus Stein- und Braunkohle.

Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU): „Das ist Energiewende paradox. Gerade die flexiblen und umweltfreundlichen Kraftwerke kommen nicht an den Markt, während die alten Kraftwerke mit hohen CO2-Emissionen im Geld sind. Dieses Ungleichgewicht ist vor allem auf den dysfunktionalen Emissionshandel zurückzuführen. Hier muss etwas geschehen, der Koalitionsvertrag geht nicht weit genug. Wenn auf EU-Ebene kurzfristig keine wirksame Reform des Emissionshandelssystems durchgeführt wird, muss man über nationale Maßnahmen nachdenken.“
->Quelle(n): bundesnetzagentur.de; bundeskartellamt.de; vku.de; bundeskartellamt.de/Monitoring-Bericht