Wind kein Kostentreiber
Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des Bundesverbandes WindEnergie, fordert im Solarify-Selbst-Gespräch, dass Deutschland den Weg der Energiewende mutig fortsetzt. Die Strompreise seien nicht zu hoch – zumindest sei Wind kein Kostentreiber – auch im Binnenland nicht. Den Vowurf der „Verspargelung“ weist sie mit historischen Rückblenden zurück – und belegt die Wichtigkeit der Wind-Industrie mit 118.000 Arbeitsplätzen und einem Exportanteil von 67 Prozent. Deshalb, so die Wind-Präsidentin, „wollen wir, wie 93 Prozent der Menschen in Deutschland, fortsetzen“.
Also – wenn Sie mich fragen …
… muss Deutschland den Weg der Energiewende mutig fortsetzen. Die Tatsache, dass die Erneuerbaren Energien inzwischen 25 Prozent des Strombedarfes abdecken können beweist, dass wir erfolgreich sind. Weltweit geben wir inzwischen den Takt vor, wenn es um den Umbau einer zentralen fossilen Energiewirtschaft hin zu einer dezentral-erneuerbaren Energiebranche geht, bei der sich um die fluktuierenden Energien Sonne und Wind flexibel Bioenergie, moderne KWK- und leistungsfähige Gaskraftwerke gruppieren. Die neue Energiewirtschaft ist angesichts der breiten Vielfalt der Akteure nicht nur demokratischer, sie trägt vor allem den Gedanken der Nachhaltigkeit, des Klima- und Ressourcenschutzes in sich. Zudem senkt sie unsere Abhängigkeit von Rohstoffimporten aus Krisenregionen.
Immer mehr Kommentatoren fragen sich, ob unsere Strompreise nicht zu hoch sind…
Nach dem EEG erhalten die Betreiber von Windkraftanlagen zwischen 8,8 ct/kWh (Anfangsvergütung) und 4,8 ct/kWh. Dem steht in der Tat ein Strompreis von ca. 15 ct/kWh für die Industrie und ca. 27 ct/kWh für die Haushaltskunden gegenüber. Diese Diskrepanz wirft Fragen auf. Sie macht jedoch zugleich deutlich, dass Windenergie kein Kostentreiber ist, sondern den Strompreis stabilisiert. Wir brauchen – auch um Kosten für den Netzausbau zu vermeiden – einen kontinuierlichen dezentralen Ausbau in ganz Deutschland. Der dezentrale Ausbau kann zugleich neue regionale Modelle zur Vermarktung und Speicherung vorantreiben. Mit von deutschen Ingenieuren entwickelten Anlagen lässt sich im Übrigen nachweislich im Binnenland wirtschaftlich erfolgreich Wind ernten.
Wird die Landschaft nicht allmählich in übertriebener Weise „verspargelt“?
Es gibt u.a. bei der saarländischen Opposition Kritiker, die eine Veränderung des Landschaftsbildes beklagen. Diese Menschen mache ich gern darauf aufmerksam, dass vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Windmühlen über ganz Europa verbreitet waren. Stiche und Holzschnitte dieser Zeit zeigen, wie die enorme Zahl der Windmühlen das Landschaftsbild bestimmte. Die Preußische Regierung zählte 1895 genau 18.362 Windmühlen. Nach dieser Zeit prägten Fabrikschlote, Kohlegruben und –tagebaue sowie Kühltürme von Kernkraftwerken die Landschaft. Seit 25 Jahren erobert die Windmühle ihren Platz zurück. Heute drehen sich von Schleswig-Holstein bis nach Bayern, von Mecklenburg-Vorpommern bis ins Saarland fast 25.000 Windkraftanlagen und produzieren sauberen Strom für Haushalte, Handwerk, Handel und Industrie. Darüber sollten wir uns alle freuen.
Was macht denn die Windenergie denn eigentlich so wichtig, ja unverzichtbar?
Windenergie ist eine tragende Säule der Energiewende in Deutschland. Mit einer etablierten, ausgereiften Technik an Land bilden wir den Kern der neuen Energiewirtschaft. In der Windenergie sind bereits rund 118.000 Menschen – u.a. Ingenieure, Techniker, Arbeiter, Planer und Betreiber – beschäftigt. Die Energiewende hat in unserem Land zu einem echten Innovationsschub geführt. Deutschland setzt weltweit den Maßstab bei Technik, Effizienz und Systemverträglichkeit. Der Exportanteil von zuletzt 67 Prozent unterstreicht unseren erfolgreichen Weg. Diesen Weg wollen wir, wie 93 Prozent aller Menschen in Deutschland, fortsetzen.
Sylvia Pilarsky-Grosch ist Präsidentin des Bundesverbands WindEnergie (BWE). Die Juristin aus Baden-Württemberg wurde im April 2013 für zwei Jahre an die Spitze des BWE, einem der weltweit größten Verbände der Branche der Erneuerbaren Energien, gewählt. Pilarsky-Grosch trat die Nachfolge von Hermann Albers an, der sich nach seiner siebenjährigen Präsidentschaft nur mehr als Vize-Präsident zur Wahl stellte. Sylvia Pilarsky-Grosch kam über die anwaltliche Beratung eines der ersten als Publikumsfonds ausgestatteten Windparks zur Windenergie. Sie ist Mitinitiatorin von Bürgerwindparks und langjähriges BWE-Mitglied. Sie arbeitete zunächst im Hessischen Umweltministerium und ist seit 1991 Rechtsanwältin. Die Expertin für Verwaltungsrecht begleitet zahlreiche Windprojekte insbesondere in der Genehmigungsphase.