Vier Grad Erwärmung drohen – aber Skepsis
Wolken sind der große Unsicherheitsfaktor in Klima-Simulationen: Sie bestimmen maßgeblich, wie stark die Treibhausgase die Erde erwärmen werden – und zugleich ist ihr Einfluss extrem schwierig zu berechnen. Jetzt wollen Forscher das Rätsel gelöst haben, schreibt SPIEGEL-Online – aber es bleiben Zweifel.
Die Treibhausgas-Konzentration hat inzwischen stellenweise schon 400 ppm überschritten (im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten: 280). Entscheidend ist, welche Erwärmung eine Verdoppelung der Konzentration auf 560 ppm verursacht: Der Weltklimarat IPCC erwartet 1,5 bis 4,5 Grad Erwärmung. Wie warm es wirklich wird, entscheidet großenteils die – sehr schwer zu berechnende – Wolkenbildung.
Ein australisch-französisches Forscherteam behauptet, diese Frage beantworten zu können – jetzt veröffentlicht in Nature. Die Wissenschaftler um Steven Sherwood von der australischen University of New South Wales halten die Auswirkung der Wolken auf die Klimaerwärmung für bisher nicht hinreichend gewürdigt. Die Treibhausgas-Verdopplung werde nicht 1,5 bis 4,5, sondern 3 bis 5 Grad zur Folge haben. Die Klimaerwärmung wirke sich nämlich auf die Entstehung von Wolken aus: Höhere Temperaturen über tropischen Meeren führten so zu schwächerer Wolkenbildung. Dadurch komme mehr Sonnenlicht auf der Erde an, die sich dadurch noch weiter erwärme. 43 Klimamodelle haben die Forscher ausgewertet und sind zu dem Schluss gekommen, dass viele davon zu geringe Temperaturen prognostizierten.
Skepsis
Die neuen Ergebnisse stoßen andernorts auf Skepsis. „Ein großer Schritt nach vorn“, sagt Daniela Jacob vom Climate Service Center am Helmholtz-Zentrum Geesthacht zu SPIEGEL-Online. Die Sherwood-Pressemitteilung findet sie „heftig überzogen“. Sie hätten „nicht das Wolkenrätsel gelöst“, meint Jacob. Ähnlich äußert sich Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Er warnt vor einer Überinterpretation der neuen Ergebnisse: „Bei mir schrillen die Alarmglocken, wenn man versucht, mit nur einem Prozess alles zu erklären.“ Doch Latif und Jacob sehen trotz der Unsicherheiten keinerlei Grund zur Entwarnung in Sachen Klimawandel: „Wir müssen uns auf eine deutliche Erwärmung mit allen Konsequenzen einstellen, wenn wir nicht schnellstens handeln.“
->Quelle(n): Ganzer Artikel: spiegel.de; weitere: nature.com1; nature.com2; newsroom.unsw.edu.au; eurekalert.org