Solarstrom für die Insel

ISE hat Lösung für netzferne Einsätze

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben zusammen mit einem Industriepartner eine neue Leistungselektronik für die Stromversorgung netzferner Gebiete entwickelt. Für besondere Anforderungen des Inselbetriebs abgestimmte Komponenten wie Wechselrichter und Batterie-Ladesystem eines Photovoltaik-Hybrid-Systems können den kompletten Strombedarf netzferner Dörfer aus erneuerbaren Energien zentral erzeugen und Dieselgeneratoren ersetzen.

In abgelegenen Gebieten ohne Netzanschluss wird elektrischer Strom bisher meist aufwendig und teuer mit Dieselgeneratoren erzeugt – hier bietet Photovoltaik Alternativen. Die European Photovoltaic Industry Association (EPIA) schätzt, dass weltweit der Anteil autonomer Photovoltaik-Systeme bis 2030 auf 30 Prozent anwachsen wird, mit steigender Tendenz.

Als zuverlässige und günstige Alternative entwickeln die Forscher im Projekt Inno-System eine einfache, robuste und flexible Systemtechnik für große Photovoltaik-Hybridanlagen, in denen zum Beispiel Photovoltaik, Wind und Dieselgeneratoren kombiniert werden können. Dieses System zur netzunabhängigen Dorfstromversorgung ist modular aufgebaut und einfach erweiterbar. Die Leistung der Anlage sowie ihrer Komponenten Solargenerator, Leistungselektronik und Speicher, ist so ausgelegt, dass Dieselgeneratoren weitgehend durch erneuerbare Energien ersetzt werden können.

Managementsystem für netzunabhängige Stromversorgung

Die ISE-Forscher entwickelten hierfür intelligente Batterie- und Energiemanagementsysteme: einen Inselwechselrichter mit einer Leistung von 125 Kilowatt und ein Ladegerät mit einer Leistung von 51 Kilowatt für Batteriespannungen bis 1.000 Volt. Diese ermöglichen optimale Wirkungsgrade. Das leistungsoptimierende PV-Batterieladegerät mit einer Nennleistung von 50 kW erreicht bis zu 99,5 Prozent, der zentrale Batteriewechselrichter über 98 Prozent.

[note Blockdiagramm des Systems zur netzunabhängigen Dorfstromversorgung mit Photovoltaik und Dieselgenerator. Blau markiert sind die zentralen Neuentwicklungen des Fraunhofer ISE. © Fraunhofer ISE]

Aufbau des PV-Hybridsystems zur Dorfstromversorgung

Für das Dorfstromsystem werden netzbildende Wechselrichter, leistungsoptimierender MPPT-(Maximum Power Point Tracking)-Laderegler, intelligente Zähler sowie eine Hochvolt-Hybrid-Batterie kombiniert. Diese Batterie vereint die Vorteile von Lithium-Ionen-Batterien (hoher Wirkungsgrad und Zyklenfestigkeit) mit der Wirtschaftlichkeit von Bleibatterien. Ein integriertes Batterie-Managementsystem überwacht den Ladezustand, meldet Fehler Mund erfasst Alterung und Energieinhalt.

Der transformatorlose Wechselrichter kann bidirektional arbeiten: Er speist entweder in das AC-Netz oder lädt die Batterie mit Energie, die ein auf der AC-Seite integrierter Dieselgerator erzeugt. Anders als bei bisher verfügbaren Insel-Wechselrichtern setzen die Entwickler auf eine hohe DC-seitige Systemspannung und verzichten auf Aufwärtswandler, sogenannte Hochsetzsteller, und Transformatoren.

Durch PV-Hybrid-Inselsysteme (Mini-Grid-Systeme) in Dörfern können auch größere Einzelverbraucher, wie beispielsweise Handwerksbetriebe, versorgt werden. Das Projekt Inno-System wurde rund vier Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. Weitere Details zum Projekt sind auf dem Webportal EnEff:Industrie zu finden.

Photovoltaik-Hybridanlage mit Dieselgenerator

Ein Vorgängerprojekt, in dem ein Managementsystem für dezentrale Stromversorgungen entwickelt wurde, beschreibt das BINE-Projektinfo (16/2011) „Neues Betriebssystem für Inselnetze“. Es kombiniert eine Photovoltaik-Hybridanlage mit verschiedenen Stromquellen und einem zusätzlichen Dieselgenerator. Ein Informations- und Steuerungsnetzwerk samt neuem Betriebssystem hält das Inselnetz stabil.
->Quelle(n): ise.fraunhofer.debine.info; cleanenergy-project.de