Erneuerbar, sagt der Hausverstand
Dieser simple Gedanke müsste für jeden halbwegs logisch denkenden Menschen nachvollziehbar sein. Der Hausverstand ist die eine Seite. Der wissenschaftliche Nachweis die andere. Die Zeiten, in denen ausschließlich die Stromversorger umfangreiche Studien vorlegen konnten und die Erneuerbaren mit Appellen an Herz und Hirn arbeiteten, sind endgültig vorbei. Zwar haben Umweltorganisationen gute Vorarbeit geleistet und Argumentationsszenarios über tatsächliche Kosten von fossiler und atomarer Energieaufbringung erstellt oder erstellen lassen, aber so richtig in der Volkswirtschaftslehre angekommen sind die Erneuerbaren erst in letzter Zeit. Der Schritt von der Abwehrhaltung gegenüber den althergebrachten Argumenten zur Offensive ist relativ spät erfolgt. Die ernsthafte Diskussion über die volkswirtschaftliche Bedeutung der erneuerbaren Energien steht erst am Anfang. An den gestiegenen Ölpreis, der sich seit der Jahrtausendwende von zehn Dollar pro Barrel auf über hundert bewegt hat, hat man sich gewöhnt. Dass geopolitisch jederzeit Ereignisse eintreten können, die einen weiteren möglicherweise exorbitanten Anstieg verursachen könnten, wird ignoriert. Noch hält man die Diskussion darüber, wie sehr die Lieferländer fossiler Energieträger deren Verbraucherländer in Abhängigkeiten manövrieren, für nicht brennend. Das wird sich mit absoluter Sicherheit ändern. Wahrscheinlich schneller als den abhängigen westlichen Volkswirtschaften Recht sein kann. Dagegen hilft nur die „Energiewende“, diese aber liegt besonders in den betroffenen Industrienationen noch im Stadium des internen Haders und Zanks.
Das Problembewusstsein steckt bei der Energieabhängigkeit noch in den Kinderschuhen, die Mächtigen in der Stromwirtschaft sind zu sehr mit dem Verlust ihrer vermeintlichen Macht beschäftigt, wie es Fritz Vorholz, der Doyen des hochwertigen ökologischen Journalismus es ebenso treffend wie blumig formuliert: „Es gibt wenige gesellschaftliche Prozesse, die in so kurzer Zeit zu so großen sozialen Strukturbrüchen geführt haben und führen, wie es die Energiewende schon getan hat. Das Geschäftsmodell der bis vor kurzem tonangebenden Stromkonzerne erodiert in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit. Waren sie gerade noch Staaten im Staate, machen ihnen heute Privatleute mit Solarzellen auf dem Dach Kilowattstunden abspenstig. Die Dinger entmachten RWE (Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks Aktiengesellschaft) und Co. regelrecht, unglaublich!“ (DIE ZEIT 8. Februar 2013).
Wenn die Solarbewegung und Eigenstromerzeugung für die Stromriesen schon „Monster“(Sonnenzeitung 3/2013: Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka meint Solaranlagen seien Monster) sind, was müssen dann erst anerkannte Ökonomen sein, die mit hoher wissenschaftlicher Präzision, die alten Thesen zertrümmern wie „die Energiewendepolitiker treiben die Industrienationen in die Planwirtschaft, steuern sie in die Deindustrialisierung und lassen die Strompreise explodieren oder provozieren gigantische Blackouts“ .
Folgt: Energiewende ist wirtschaftsfreundlich!