IWR und tagesschau.de: FAZ setzt irreführende Zahlen über EEG-Kosten in die Welt
Seit langem versuchen bestimmte Medien, Negativ-Stimmung gegen das EEG und die Energiewende zu entfachen und zu schüren – eine Kampagne mit durchaus manipulativen Zügen (siehe z. B. den Solarify-Artikel Thema Energie: Einflussnahme auf die öffentliche Meinung von Tina Ternus). „Vor allem die Höhe der EEG-Kosten für die Verbraucher ist immer wieder ein beliebtes Thema, die Energiewende in ein schlechtes Licht zu rücken. Dabei werden offensichtlich die eingesetzten Kommunikations-Methoden, bestimmte Wirkungen beim Leser zu erzielen, immer dreister“, stellt das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) fest. Das jüngste Beispiel stand in der Online-Ausgabe einer großen Frankfurter Zeitung unter der zwar plakativen – aber falschen – Überschrift: „Ökostrom kostet jeden Deutschen 240 Euro im Jahr“. Richtig wären 100 Euro – oder weniger.
Die FAZ hatte den Online-Artikel der beiden Autoren Andreas Mihm und Hendrik Kafsack über die EEG-Kosten am 09.01.2014 veröffentlicht. „Der mit der plakativen Überschrift gewünschte Effekt dürfte seine Wirkung beim unbedarften Leser nicht verfehlt haben. Aber was ist dran an dieser horrenden Zahl, wie kam sie zustande, und sind die angegebenen EEG-Kosten für die Stromverbraucher tatsächlich so hoch?“ fragt das IWR.
tagesschau.de deckt auf: Nur rund 100 Euro
Laut Jürgen Döschner auf tagesschau.de kommen Mihm und Kafsack ganz einfach zu diesen horrenden Kosten von 240 Euro pro Jahr pro deutschem Kopf – zu einfach: „Eingesammelte Milliarden aus dem EEG geteilt durch Einwohner – und fertig war die furchteinflößende Schlagzeile. Das Dumme nur: Die Zahl ist falsch. Die Belastung pro Stromkunde und Jahr liegt tatsächlich nur bei knapp 100 Euro. Das Blatt hatte schlicht den Stromverbrauch und die EEG-Zahlungen von Industrie und Gewerbe unterschlagen.“
Das IWR dazu: „Eine statistische Zahl mit besonderer Wirkung – denkt doch der normale Leser, dass er diese hohe EEG-Umlage zahlen muss. Nach der Logik der FAZ-Rechnung hätte ein einzelner Haushalt in Deutschland mit beispielsweise vier Personen demnach 960 Euro pro Jahr an EEG-Kosten zu tragen. Dass dies aber so nicht stimmen kann, liegt offensichtlich auf der Hand.“
Drei verschiedene Zahlen: tagesschau.de 100 Euro – IWR gar nur 52,8 Euro – IW Köln: 113,88
Was Döschner meint rechnet das IWR gegen: Mihm und Kafsack hätten völlig ausgeblendet, dass die deutschen Verbraucher die EEG-Umlage nicht auf den gesamten deutschen Stromverbrauch zahlten, sondern lediglich für ihren (deutlich kleineren) Haushaltsstrom-Anteil plus den Anteil der von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen. Für 2013 habe die EEG-Umlage 5,2 77 Cent pro Kilowattstunde (kWh) betragen. Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit 4.000 kWh Jahres-Stromverbrauch seien das 52,8 Euro pro Jahr und Person bzw. 4,40 Euro pro Monat und Kopf. Diese Zahl sei „weit von dem im FAZ-Artikel genannten Betrag von 240 Euro für jeden Deutschen entfernt“. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln kommt allerdings auf mehr als das Doppelte – auf 113,88 Euro – aber immer noch weit unter der „Rechnung“ der FAZ-Autoren.
[note Schlamperei oder Absicht?
Solarify weiß aus eigener Erfahrung eines langen Berufslebens: Es ist zwar oft weit mehr Schlamperei unterwegs als böse Absicht. Das gilt für Politik, Medien und Wissenschaft gleichermaßen – siehe so manchen Dissertations-Fall. Wenn sich aber der Eindruck geradezu imperativ aufdrängt, hier komme die Superzahl mehr als gelegen, und wenn sie sich nahtlos ins Berichterstattungs-Gesamtbild einfügt – dann fällt dem gemeinen Stuben-Bildungsbürger der (leicht abgewandelte) alte Spruch aus Goethes Torquato Tasso wieder ein: „Man merkt die Absicht – und ist verstimmt“.]
IWR-Kommentar: „Das offensichtliche mediale Ziel, die Energiewende in Deutschland immer weiter in ein schlechtes Licht zu rücken, dürfte vermutlich bei den meisten FAZ-Lesern aufgegangen sein. Aussichten auf eine seriöse, sachliche und ausgewogene Berichterstattung zum Thema Energiewende und EEG sind offenbar weniger denn je in Sicht.“
->Quelle(n): faz.net; tagesschau.de; solarify.eu