Und liest der Politik die Leviten
Seinen bekannten Stern-Report aus dem Jahr 2006 bestätigt sieht der Ökonom Nicholas Stern nicht erst durch die englische Flutkatastrophe. In einem Gastbeitrag für den Guardian nannte er es „very unwise“ (sehr töricht), die extremen Wetterausschläge der jüngsten Vergangenheit zu ignorieren. Die englische Flutkatastrophe sei ein klares Anzeichen dafür, dass wir die Auswirkungen des Klimawandels bereits erleben.
Denn es sei nicht nur die extremen Regenfälle in Großbritannien, Argentinien habe im Dezember eine der schlimmsten Hitzewellen erlebt, während in Brasilien gewaltige Regenfälle zu Erdrutschen geführt hätten. Australien erlebte eben sein heißestes Jahr mit verheerenden Buschbränden seit Beginn der Aufzeichnungen. Im November habe der Taifun „Haiyan“, stärkster Tropensturm, der weltweit jemals ein Land überfiel, auf den Philippinen 5.700 Menschenleben gefordert.
Der Aufwärtstrend der Temperaturen sei unbestreitbar, auch wenn durch klimatische Schwankungen Verlangsamungen wie in den vergangenen 15 Jahren einträten. Wenn wir unsere Emmissionen nicht begrenzten, würden wir weitere unangenehme Erfahrungen machen. Ende des Jahrhunderts seien 4° C mehr zu erwarten – zweimal so viel wie die Zwei-Grad-Grenze, die als höchster tragbarer Wert gilt. Die Risiken seien höher, so Stern, als er bei Ausarbeitung des nach ihm benannten Reports wahrgenommen habe.
Also müssten die weltweiten Anstrengungen, eine Low-Carbon-Economy durchzusetzen, wasentlich verstärkt werden. „aber fehlende Visionen und abwesender politischer Wille bringt die Bemühungen in Gefahr, im Dezember 2015 in Paris eine internationale Zusammenarbeit einzurichten und ein neues Abkommen zu erreichen. Verzögerungen sind gefährlich.“
Großbritannien müsse vorangehen. Das britische Klimagesetz von 2008 mit dem Ziel, die Emmissionen bis 2050 wenigstens um 80 Prozent zu senken, „gilt weltweit als Modell – es abzuschwächen wäre ein großer Fehler und würde die eingegangenen Verpflichtungen aller großen Parteien unterminieren“. Schließlich müsse die Hilfe für die armen Länder unbedingt erhöht statt gesenkt werden. Stern fordert nichts weniger als eine industrielle Revolution in seinem Heimatland – hin zu einer ökologischen Wirtschaft.
->Quelle: Nicholas Stern; der ganze Artikel: theguardian.com