Innovationswirkungen auch in anderen Bereichen: Finanzsektor, internationale Netzwerke, Maschinenbau
Doch die Innovationswirkungen sind nicht nur technischer Natur, sondern beziehen sich auch auf organisatorische und institutionelle Neuerungen in anderen Bereichen, z.B. dem Finanzsektor. Der Finanzierung der Energiewende wird im öffentlichen Diskurs eine immer größere Bedeutung beigemessen, die innovative Lösungen erfordert. Erst durch das EEG und vergleichbare Einspeisevergütungen in andern europäischen Ländern konnten neue Akteure – z.B. kleine Genossenschaften, private Hauseigentümer, Landwirte, Versicherungen und Pensionskassen – gewonnen werden und umfangreiches Kapital zur Verfügung stellen. Dank der geringen Renditeanforderungen dieser Akteure und des langfristigen Anlagehorizonts können die Kosten der Energiewende deutlich reduziert werden. Gerade das Zusammenwirken von direkten und indirekten technischen sowie organisatorischen Innovationen ist es, was eine Systeminnovation ausmacht und damit die Transformation des Energieerzeugungssystems hin zu einem auf erneuerbaren Energien beruhenden Energiesystem erst ermöglicht.
Ein weiterer Aspekt bei der Analyse der Innovationswirkung des EEG ist, dass Innovationen verstärkt in internationalen Netzwerken und unter Veränderung globaler Wertschöpfungsketten stattfinden. So wurden durch das EEG und vergleichbare Politikinstrumente auch international bedeutsame Innovationen angestoßen. In den Medien viel thematisiert wird diesbezüglich die Konkurrenz aus Asien, die ebenfalls vom EEG profitiert und in jüngster Zeit deutschen Herstellern von Solarzellen Konkurrenz macht. Der Aufbau entsprechender Kapazitäten in Asien erfolgte auch durch Import von Ausrüstungsgütern aus Europa, in die die in Europa gemachten Erfahrungen eingeflossen waren. Im Zeitablauf hat dies nicht nur zu sinkenden Kosten und Preisen der Technologien in Europa beigetragen, sondern gleichzeitig Innovationen etwa im Maschinenbau ermöglicht.
Einsatz in Schwellen- und Entwicklungsländern erleichtert
Global noch bedeutsamer ist, dass die massiv gesunkenen Kosten von erneuerbaren Energietechnologien deren Einsatz in Schwellen- und Entwicklungsländern erleichtert und diese Länder nun gänzlich neue Strategien beim Ausbau der Elektrizitätssysteme verfolgen. Inzwischen ist absehbar, dass sich die Marktdynamik in diese Länder verlagert. So wurden zwischen 2010 und 2012 etwa drei Viertel der neuen Windleistung ausserhalb der EU und etwa die Hälfte in Asien installiert, was wiederum weitere Exportmärkte und damit Innovationsanreize nach sich zieht. Auch bei der Auslösung dieser selbstverstärkenden Feedbackprozesse hat das EEG also eine Rolle gespielt. Kritisch könnte angemerkt werden, dass der Nutzen dieser Innovation in erheblichem Ausmaß dem Ausland zuteilwird, während die Kosten des EEG in Deutschland anfallen. Diese Frage adressiert aber nicht die Innovationswirkung, sondern die internationale Verteilung der Kosten – Deutschland könnte hier durchaus die Innovationen auslösenden Investitionskosten als eine Übernahme globaler Verantwortung für sich in Anspruch nehmen.
Folgt: Positive Innovationswirkung auf breiter Ebene