Rede zur Verleihung der Max-Planck-Medaille der DPG an David Ruelle in Humboldt-Universität
Umweltministerin Hendricks will noch in diesem Jahr einen Nationalen Klimaschutzplan zu verabschieden. Diese Absicht, sowie den Plan für ein Sofortprogramm bekräftigte sie in einer Rede in der Humboldt-Universität Berlin. Hendricks hofft bis Juni auf ein gemeinsames Ziel der EU, bis 2030 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Die Kommission für die Suche nach einem nationalen Atommüll-Endlager soll bis Ostern stehen.
Im Rahmen ihrer Festansprache zur Verleihung der Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft an den belgischen Physiker und Mathematiker David Ruelle bekannte die Ministerin im Auditorium Maximum der Humboldt-Universität in Berlin, dass wir „weit entfernt davon sind, die Zieltrias der Bundesregierung – 40 Prozent CO2-Absenkung, verbindliche Größen bei Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz – auch auf europäischer Ebene zu erreichen“. Sie sei allerdings „zuversichtlich“, dass 40 % CO2-Reduktion bis 2030 durchsetzbar seien – obwohl dieses Ziel „10 Jahre weniger ehrgeizig als das Deutschlands“ sei. Für die Pariser Konferenz Ende 2015 müsste Deutschland und die EU aber bald zu einem Ergebnis kommen.
Die wichtigsten Handlungsfelder für den Nationalen Klimaschutzplan seien
- der Emissionshandel,
- die Energiewirtschaft,
- die Energieeffizienz sowie die Sektoren
- Gebäude und
- Stadtentwicklung und der Verkehr
- Landwirtschaft.
Hendricks räumte erneut ein, dass man bei der geplanten deutschen CO2-Senkung nicht im Plan sei: Mit den bisherigen Maßnahmen seien nur rund 33 Prozent, statt 40 bis 2020 zu schaffen. Deshalb werde sie rasch ein ressortübergreifendes Aktionsprogramm für den Klimaschutz erarbeiten.
Zur geplanten Endlager-Kommission sagte die Ministerin, sie halte es „für einen Ausdruck von menschlicher Hybris, man könnte eine Million Jahre im Voraus beurteilen“. Falls die Transmutationsforschung diese Frist nicht doch entscheidend zu verringern imstande sei. Bis Ostern wolle aber die Bundesregierung die Nationale Endlager-Kommission einsetzen. Es sei „demokratie-theoretisches Neuland, dass Bundesrat und Bundestag die Kommission ins Leben rufen, selbst aber auf ein eigenes Stimmrecht verzichten“, so die Ministerin, die auch von ihrem Besuch in der Asse berichtete. Das, was damals 1978 in der Asse geschah, sei „verantwortungslos“ gewesen, und man müsse „Vertrauen zurück gewinnen“.
Aufgabe der Endlager-Kommission sei zunächst
- die Frage, ob hochradioaktive Abfälle vorerst doch nicht in tiefen Schichten endgelagert werden sollen, weil man auf Forschungsergebnisse warte, welche die Frist verringern könnten
- allgemein anerkannte Auswahlkriterien zu und Organisationsverfahren für den Auswahlprozess zu finden
- die Beteiligung der Öffentlichkeit durch hinreichende Transparenz sicher zu stellen
Diese Ergebnisse sollen bis Ende 2015/Mitte 2016 vorliegen. Bis 2031 soll das Endlager gefunden sein.
Max-Planck-Medaille an David Ruelle
Die Max-Planck-Medaille in Gold erhielt im Rahmen der Feierstunde aus der Hand von DPG-Präsidentin Prof. Dr. Johanna Stachel der belgische Physiker und Mathematiker David Ruelle, dessen Hauptarbeitsgebiet die Mathematische Physik ist, mit wichtigen Arbeiten über statistische Mechanik, Quantenfeldtheorie und Chaostheorie, „für seine grundlegenden Beiträge zur relativistischen Quantenfeldtheorie, statistischen Mechanik und Theorie der dynamischen Systeme mit Anwendungen auf das Problem des Einsetzens von Turbulenz.“
David Ruelle hat auf drei zentralen Gebieten der modernen theoretischen Physik – der axiomatischen Quantenfeldtheorie, der statistischen Mechanik und der Theorie dynamischer Systeme – grundlegende und wegweisende Beiträge geleistet. Seine Arbeiten über Streuvorgänge in der Quantenfeldtheorie, über die Eigenschaften des thermischen Gleichgewichts und von Phasenumwandlungen, sowie über die Entstehung und die Natur von Turbulenz in Flüssigkeiten sind Klassiker der modernen mathematischen Physik. Ruelle ist unter anderem Autor von sieben prägnant geschriebenen Büchern, von denen einige – insbesondere die Monographie „Statistical Mechanics: Rigorous Results” – gerade auch in Deutschland sehr einflussreich waren.
David Ruelle schloss sein Studium der Mathematik und Physik im Jahr 1957 an der Université Libre de Bruxelles ab und wurde dort 1959 promoviert. Grundlage seiner Dissertation waren Untersuchungen, die er an der ETH Zürich unter der Anleitung von Prof. Res Jost durchgeführt hatte. Nach Postdoktorandenjahren an der ETH Zürich und am Institute for Advanced Study in Princeton wurde Ruelle als Professor an das Institut des Hautes Études Scientifiques, Bures-sur-Yvette, in der Nähe von Paris berufen, wo er seit 1964 arbeitet. Ruelle wurde für seine Forschungsarbeiten vielfach ausgezeichnet und ist Mitglied von fünf Akademien.
Die Auszeichnung ist undotiert und besteht aus einer Goldmedaille und einer auf Pergament handgeschriebenen Urkunde
->Quelle: Gerhard Hofmann (auch Fotos); dpg-physik.de