„Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“, lässt Goethe Mephistopheles auf Fausts Frage „wer bist du denn?“ antworten. Man könnte diesen Zitat-Gassenhauer auf Putin anwenden. Dessen imperialistische Annexions-Politik mit dem Ziel einer Wiederherstellung des Stalin-Reiches (für die man nach Betrachtung der jüngsten Geschichte nach dem Mauerfall sogar ein gewisses Verständnis aufbringen kann – seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich kaum jemand im Westen gefragt, ob der Osten sich vielleicht auch durch den Westen bedroht fühlt und nicht nur umgekehrt) könnte nämlich im Westen Europas (anstelle eher fragwürdiger Sanktionen, die immer beide Seiten treffen) den Effekt zeitigen, dass die erneuerbaren Energien zum Durchbruch gelangen. Denn Europa, mehr noch Deutschland muss darüber nachdenken, wie (und wann) Putins riesige Öl- (laut Bafa 35,5 % der deutschen Ölimporte) und Gasvorkommen (42,4 % unserer Gasimporte) – aber auch die davon direkt oder indirekt abhängigen Arbeitsplätze – nicht mehr entscheidend das außen- und energiepolitische Handeln bestimmen.
Da gibt es nur zwei Optionen, die beide gleich wichtig sind: Ausbau der Erneuerbaren – und zwar aller Öko-Energien, von Solar-, Wind- über Bioenergie bis hin zur Geothermie samt innovativer Netz- und Speicherlösungen – und radikale Erhöhung der Energie-Effizienz. Energiesparen als wichtigste Energiequelle wurde bisher von der Politik sträflich vernachlässigt. Nicht umsonst hat Umweltministerin Hendricks ein Sofortprogramm angekündigt, weil wir ansonsten unsere ehrgeizigen CO2-Ziele verfehlen.
Doch Vorsicht: Nicht umsonst antwortet Mephisto ambivalent. Schon reiben sich bereits diejenigen die Hände, die nach wie vor darauf hoffen, schlussendlich durch Verlängerung ihrer abgeschriebenen und überförderten Atommeiler doch noch ein wenig Geld drucken zu dürfen. Ebenso diejenigen, welche die Umweltrisiken von Fracking, Ölsandförderung sowie Kohleflözgas schon immer kleingeredet haben. Bis übermorgen werden russisches Öl und Gas nicht durch saubere Energien völlig zu ersetzen sein – aber unsere Anstrengungen in diese Richtung müssen verstärkt werden. Politiker sagen gerne „alternativlos“ – dieser Weg ist wirklich alternativlos. © Gerhard Hofmann