SZ und Nabu: Umweltschädliche Frachter als Dreckschleudern
Mehr als 90 Prozent des globalen Handels werden über Containerschiffe abgewickelt. Auch 25 Jahre nach der Havarie der „Exxon Valdez“ fahren die meisten mit schadstoffreichem Diesel. Gegen Ökostandards wehren sich die Reeder vehement – dabei gibt es einfache Maßnahmen, die nicht mal teuer sind. Dabei ließe sich mehr Umweltschutz auf See vom Verbraucher bezahlen, das ergibt eine jüngste Studie des Nabu. In Übersee produzierte Produkte würden kaum teurer, wenn Containerschiffe mit wirksamer Abgastechnik führen und auf sauberen Treibstoff umstellten, Fazit:“Billiges Schweröl sollte verboten werden“ – Artikel von Kristina Läsker.
Die Nabu-Studie:
Mehr saubere Luft für wenige Cent möglich – Containerschifffahrt muss endlich klimafreundlicher werden
Transporte mit Containerschiffen werden aufgrund ihres hohen Frachtvolumens als äußerst effizient angesehen. Relativ gesehen stoßen sie zudem wenig Kohlendioxid pro Tonnenkilometer aus. Dass sie deshalb klimafreundlich wären, ist dennoch ein weit verbreitetes Märchen.
Durch die weltweite Schifffahrt werden täglich tonnenweise Luftschadstoffe emittiert, weshalb Containerschifffahrt in Bezug auf Luftverschmutzung als klimaschädlichstes Transportmittel überhaupt eingestuft werden kann. Nach aktuellen Berechnungen des NABU könnte der Warenverkehr auf See jedoch schnell und ohne spürbare Konsequenzen für die Wirtschaft und die Konsumenten umweltfreundlicher werden.
Denn weniger schädliche Kraftstoffe und wirksame Abgastechnik sind verfügbar und kosteneffizient: Bei einem Umstieg auf schwefelarmen Treibstoff und mit dem Einsatz von Abgastechnik würden die Mehrkosten je transportiertem Produkt nur geringfügig steigen: So zeigen aktuelle Berechnungen des NABU, dass ein Paar Schuhe drei Cent, ein Tablet-PC einen Cent und ein T-Shirt sogar nur 0,2 Cent mehr kosten würde. Da diese Mehrkosten im Promillebereich des Verkaufspreises liegen, ist kaum mit einem Konsumrückgang oder massiven ökonomischen Verlusten zu rechnen. Volkswirtschaftlich rechnet sich die Nachrüstung ohnehin.
Denn allein durch die Verbesserung der Luftqualität lassen sich Schäden in Milliardenhöhe vermeiden. Ursache für die hohe Luftverschmutzung bei Hochseeschiffen ist der Schiffstreibstoff Schweröl, der auf den meisten Strecken der Hochseeschifffahrt eingesetzt wird. Bei seiner Verbrennung entstehen große Mengen hochgiftiger Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ruß und Schwefel- und Stickoxide, die sowohl die Umwelt als auch das Klima und die menschliche Gesundheit schädigen, selbst in hunderten Kilometern Entfernung zur Küste. Darüber hinaus ist eine wirksame Abgastechnik, wie sie an Land längst vorgeschrieben ist, bei Schiffen die absolute Ausnahme. Die meisten der derzeit eingesetzten Frachter verkehren gänzlich ohne Abgastechnik.
Pro beförderter Tonne emittiert ein Containerschiff mindestens 50mal so viel Schwefeldioxid wie ein moderner Lkw.
Dabei sind schon derzeit ausreichend Technologien für einen saubereren Treibstoff und wirksame Abgasnachbehandlung vorhanden: Mit der Umstellung auf einen schwefelärmeren Kraftstoff und die Ausrüstung eines Schiffs mit einem Rußpartikelfilter und einem SCR-Katalysator lassen sich die Emissionen von Ruß, Stickoxiden und anderen giftigen Stoffen wie Metalloxiden um 97 bis 99 Prozent senken.
Der NABU fordert deshalb von allen Reedern, endlich effektive Abgasnachbehandlung in alle Schiffe einzubauen und auf Treibstoff mit einem maximalen Schwefelgehalt von 0,005 Prozent umzustellen. Unternehmen, die ihre Waren mit Hochseeschiffen transportieren, sollten entsprechende Schiffe bevorzugen, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte deutlich zu verringern.
Quelle und ganzen Artikel lesen: sueddeutsche.de; nabu.de