Analyse der Energy Watch Group: Energieunabhängigkeit von Russland nur mit erneuerbaren Energien möglich
Dass Europa sich so schnell wie möglich aus der russischen Energieabhängigkeit lösen muss, ist unbestritten. Die Diversifizierung der Erdgaslieferländer ist dabei keine Option, so das Fazit der neuen Analyse der Energy Watch Group (EWG). Sehr wohl eine Option ist der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien.
Russland drohte jüngst mit dem Stopp der Erdgaslieferungen in die Ukraine und setzt damit die EU gezielt unter Druck. Die europäische fossile Energiewirtschaft behauptet, sie könnte stattdessen Erdgas an die Ukraine liefern – ein verzweifelter Versuch, die Stabilität des Energiesystems zu suggerieren.
Die neue Analyse der EWG zeigt, dass Erdgaslieferungen nach Europa auch mit der Diversifizierung der Bezugsländer keine Zukunft haben. „Weder Russland noch andere Gasförderländer können in Zukunft ein verlässlicher Energielieferant für Europa sein“, erklärt EWG-Präsident Hans-Josef Fell. „Es ist unmöglich, Energiesicherheit innerhalb des heutigen fossil-atomaren Systems zu erreichen.“
Russland sei nicht in der Lage, das derzeitige Förderniveau zu halten, die Produktion sei bereits heute rückläufig. Hinzu komme, dass Deutschland in Zukunft noch mehr als heute mit China, Japan und anderen fernöstlichen Staaten um die russischen Gaslieferungen werde konkurrieren müssen.
USA trotz Fracking-Booms Netto-Importeur
Die EWG zeigt, warum auch andere Staaten als Garant der Energieversorgung ausfallen. So werde die Erdgasförderung in den USA in den kommenden Jahren wieder abnehmen. „Vielen ist nicht bewusst, dass die USA trotz des Fracking-Booms selbst Netto-Importeur von Erdgas, vor allem aus Kanada, sind“, erklärt Fell. „Daher werden die USA keine nennenswerten Mengen nach Europa liefern können.“
Nicht nur aufgrund politischer Instabilitäten, auch infolge zunehmender Bezugskonkurrenz mit Asien und damit einhergehender Preiskämpfe könne sich die EU nicht auf Erdgasimporte aus Nordafrika, dem Mittleren Osten oder dem kasachischen Raum verlassen. Auch das Flüssigerdgas (LNG) könne keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten. Die EU verfüge zwar über LNG-Importkapazitäten von 200 Mrd. m³/a, habe im Jahr 2013 jedoch nur 45 Mrd. m³ importiert. Dies sei ein klarer Hinweis, dass es auf dem Weltmarkt keine verfügbaren Kapazitäten gibt, um den LNG-Import zu steigern. Die europäischen LNG-Terminals nützen nichts ohne entsprechende Exportkapazitäten der Förderländer.
Strategie zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien nötig
Mit einer Strategie zum schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien könne hingegen innerhalb weniger Jahre die Energieversorgung von Russland und anderen Ländern abgelöst werden. Heimische Wind- und Solarkraft, Biomasse aber auch Geothermie und Wasserkraft bieten ausreichend Potenzial, um die EU sicher mit Energie zu versorgen. „Als wunderbarer Nebeneffekt werden damit das Klima geschützt und Arbeitsplätze geschaffen“, resümiert Fell. „Die EEG-Novelle muss daher eingestampft und durch ein politisches Feuerwerk für den Ausbau der erneuerbaren Energien ersetzt werden.“
Die Energy Watch Group (EWG) ist eine Nichtregierungsorganisation, die Wissenschaftler mit der Erstellung von Studien und Analysen zur realen Verfügbarkeit fossiler und atomarer Energieressourcen und zu Ausbaumöglichkeiten erneuerbarer Energiequellen weltweit beauftragt.
Die Analysen der EWG dienen als regierungsunabhängige Informationsquelle für energiepolitische Entscheidungen, richten sich aber ebenso an Wirtschaft und über Medien vor allem an die Öffentlichkeit.
->Quelle: energywatchgroup.org; energy-watch-group.de