Ökologische Gerechtigkeit
Der neue Band der politischen ökologie ergründet, warum manche Menschen stärker unter Umweltbelastungen leiden als andere und warum Umweltpolitik – national wie international – ein Muss für mehr soziale Gerechtigkeit ist. Der Band „Ökologische Gerechtigkeit“ erschien am 06.03.2014 im oekom verlag.
Obwohl sie selbst weit weniger zu ihnen beitragen, sind benachteiligte Bevölkerungsgruppen Gefahren für Umwelt und Gesundheit wie Verkehrslärm und Luftverschmutzung weit stärker ausgesetzt als wohlhabende. Zugleich geraten Maßnahmen zum Schutz der Umwelt schnell in den Verdacht, nur etwas für Besserverdienende zu sein, weil sie angeblich die Kosten in die Höhe treiben. Die Frage der ökologischen Gerechtigkeit hat viele Facetten und stellt sich heute mit neuer Dringlichkeit – nicht nur für die jetzt Lebenden, sondern angesichts des Klimawandels und schwindender Ressourcen in besonderem Maße für die zukünftigen Generationen.
Die Autor(inn)en der politischen ökologie beschäftigen sich mit der sozialen Relevanz der ökologischen Frage und untersuchen, wie Umweltschutz zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann. Denn eine Gesellschaft kann sich nur dann nachhaltig entwickeln, wenn sie aufhört, die Dimensionen Umwelt und Soziales gegeneinander auszuspielen. Global betrachtet bedeutet das, Lösungen zu finden, die sowohl einen sozialen als auch ökologischen gerechten Ausgleich zwischen armen und reichen Ländern beinhalten.
Unburnable Carbon – Vier Fünftel des Kohlenstoffs müssen unter der Erde bleiben – sind unverbrennbar
In einem sehr interessantes Kapitel befasst sich Jörg Haas mit dem Einfluss fossiler Interessen auf die Politik (S. 50) – er fördert interessante Zusammenhänge zutage: So z.B. dass kanadische Wirtschafts-Interessen, Teersände abzubauen, mittels holländischer (Shell) und britischer (BP) Einflussnahme eine EU-Richtline (Treibstoffqualität) verwässerten. „Die Renten britischer Bürger(innen) sind direkt an Klimazerstörung durch fortgesetzte Extraktion von unverbrennbarem Kohlenstoff gekoppelt,“ schreibt Haas, und er fordert, dass vier Fünftel des Kohlenstoffs unter der Erde bleiben müsse, wenn wir unseren Kindern ein lebensfreundliches Klima verben wollen.
TTIP – Chlorhühnchen und Demokratie
Aufklärend kann der Artikel von Grünen-MdEP Martin Häusling über das transatlantische Freihandelsabkommen wirken (S. 128): Wer weiß schon, dass in den USA die europäischen Vorbehalte gegen gentschnisch veränderte Organismen als nicht wissenschaftlich begründet abgetan werden – oder, dass das Landwirteprivileg, ihr eigenes Saatgut zuziehen, in den USA schlicht unbekannt ist. Auch die REACh-Verodrnung ist für Amerikaner schwer akzeptabel…
politische ökologie Band 136, Ökologische Gerechtigkeit. Strategische Allianzen zwischen Umweltschutz und Sozialpolitik, 144 S., 17,95 €, ISBN 978-3-86581-475-3
->Quelle: oekom.de/politische-oekologie