Deutschland wird vielfach als wirtschaftlicher „Fels in der Brandung“ in der von der Finanz- und Währungskrise geschwächten Europäischen Union angesehen. Gleichzeitig hört man jedoch Stimmen, die vor einer „Deindustrialisierung“ Deutschlands warnen: Die Erneuerbaren Energien schwächten angeblich den Wirtschaftsstandort Deutschland, lösten Unternehmensverlagerungen ins Ausland aus und sorgten durch “explodierende” Strompreise für den Verlust von Arbeitsplätzen. Hier besteht allerdings ein eklatanter Widerspruch zu den volkswirtschaftlichen Realitäten: Die Industrie baut im Jahr 2014 Arbeitsplätze auf statt ab, die Exporte der deutschen Wirtschaft erreichen neue Rekordwerte, selbst energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie steigern ihre Produktion, und die Gesamtzahl der Erwerbstätigen steigt seit 2010 stetig an. Auch der Konsum brach im Jahr 2013 alle Rekorde.
Angebliche Deindustrialisierung findet nicht statt
„Fakt ist: Die von manchen Wirtschaftsvertretern beschworene Deindustrialisierung findet in Deutschland nicht statt“, stellt Vohrer fest. Der Industrieanteil an der deutschen Wirtschaft nimmt sogar zu: 2012 lag der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 25,8 Prozent. Im Jahr 2000 waren es 25,2 Prozent. EU-weit ist der Anteil im gleichen Zeitraum hingegen von 22 auf 19,1 Prozent gefallen. Im „Atomstromland“ Frankreich kommt die Industrie nur auf einen Anteil von 12,5 Prozent. In Finnland ist der Industrieanteil trotz äußerst niedriger Industriestrompreise am stärksten gefallen, zwischen 2000 und 2012 von 28 auf 19 Prozent. „In allen einschlägigen Rankings zur Attraktivität der internationalen Wirtschaftsstandorte schneidet Deutschland hervorragend ab. Die Wettbewerbsfähigkeit ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Von einem schleichenden Niedergang der deutschen Wirtschaft kann – auch dank der erneuerbaren Energien – keine Rede sein“, so Vohrer.
Statt für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands zu sorgen, scheint die Energiewende vielmehr einen entscheidenden Anteil daran zu haben, dass Deutschland weiterhin die Konjunkturlokomotive Europas bildet. Für die Behauptung, die Energiewende führe zu einer Verlagerung von Industrien ins Ausland, gibt es bisher hingegen keinerlei Belege. Ohnehin lassen sich unternehmerische Entscheidungen, den ganzen Betrieb oder einzelne Produktionseinheiten in andere Länder zu verlagern, in der Regel nicht pauschal auf einzelne Faktoren wie die Höhe der Energiepreise bestimmte politische Eingriffe zurückführen. Daher stellt sich die Frage, welche Rolle die Energiekosten für die deutsche Wirtschaft tatsächlich spielen. Welche Branchen bzw. Unternehmen sind tatsächlich von hohen Strompreisen betroffen und welche profitieren eher, etwa von großzügigen Begünstigungsregelungen, gesunkenen Börsenstrompreisen und neuen industriellen Perspektiven dank der Energiewende? Antworten im Renews Spezial.
->Quelle: Renews Spezial der Agentur für Erneuerbare Energien: Erneuerbare Energien – Ein Gewinn für den Wirtschaftsstandort Deutschland; unendlich-viel-energie.de