Mehr als vom Gas ist Deutschland von russischem Öl abhängig
Gastbeitrag von Bernhard Ahlers – Abruck mit freundlicher Genehmigung des Autors
Die Veröffentlichung dieser Recherche-Ergebnisse erfolgt als Diskussionsbeitrag, bedeutet jedoch nicht, dass sich Solarify sämtliche Schlussfolgerungen zu eigen macht.
In der aktuellen „Ost-West Auseinandersetzung“ sollte Deutschland einmal darüber debattieren, wie und wann Ölförderbegrenzungen erreicht werden und wie sich diese auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Es muss diskutiert werden, wenn ein Fördermaximum nicht aus geologischen, sondern aus politischen Gründen erreicht wird. Es tritt dann auf, wenn politische Entwicklungen „political peaking“ dazu führen, dass die Fördermengen bewusst gedrosselt werden, um politische Ziele zu erreichen. Vor dieser Gefahr steht Deutschland angesichts der Ukraine-Krise.
China und Russland schmieden Bündnis
Das Risiko eines „political peaking“ steigt für Europa derzeit stark an. Russische Medien berichten, dass Russland und China zu ähnlichen Positionen bei der Krim-Krise gefunden haben und über neue Bündnisse verhandeln. Dem Block aus EU und USA attestieren die Chinesen entweder nicht die Kapazität, das in der Ukraine aufscheinende Chaos zu handhaben und auch nicht die dafür nötige Weisheit. In der Konsequenz rücken China und Russland näher zusammen und bereiten ein Abkommen über militärpolitische Zusammenarbeit vor. Solch ein Abkommen könnte zu einem Militärbündnis führen, das die Alleinstellung der NATO aufhebt. Die geopolitischen Gewichte würden sich massiv verschieben – ausgelöst durch (US-gesteuerte) EU-Aktivitäten in der Ukraine.
Die chinesisch-russische Zusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung ist nicht neu. Zuletzt wurde im Juni 2013 ein größerer Deal zwischen chinesischen Abnehmern und Rosneft vereinbart. Die meisten „Branchenexperten“ waren überrascht, mit welcher Geschwindigkeit sich Russland beim Ölexport umorientiert hat. Binnen fünf Jahren hat das Land riesige Volumina nach Asien umgelenkt, die ursprünglich für Europa bestimmt waren.
Allgemein geht China einen sehr strategisch erscheinenden Weg, um den Einfluss auf künftige Ölquellen und Ölströme zu sichern. Diese Entwicklung scheint sich nun noch einmal zu beschleunigen. Eine solche Strategie ist auf Seiten Deutschlands nicht auszumachen. Hierzulande herrscht der Glaube, der Markt werde das alles schon regeln. Damit wird die Energieversorgung nahezu allein den „Marktteilnehmern“ überlassen, also überwiegend großen, profitorientierten ausländischen Konzernen. Eine dahinter stehende Strategie (die Energieversorgung ist Sache der Wirtschaft) ist nicht zu erkennen und Diskussionen darüber wurden zuletzt im Keim erstickt, als der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler einen politischen Diskurs forderte und über sein öffentliches Nachdenken letztlich zurücktrat.
Folgt: Bundeswehr-Studie thematisiert