US-Studie: Biokraftstoffe aus Maisrückständen können organischen Bodenkohlenstoff verringern und CO2-Emissionen steigern
Biosprit aus Maisrückständen könnte auf kurze Sicht dem Klimawandel mehr schaden als herkömmliches Benzin. Denn der in Biokraftstoffen enthaltene Restkohlenstoff wird schneller zu CO2 oxidiert, als wenn die Pflanzenreste untergepflügt werden. Die Netto-CO2-Emissionen aus den Mais-Rückständen sind nicht ausreichend in der Ökobilanz der Biokraftstoffe ausgewiesen, sagt eine jüngst in Nature Climate Change veröffentlichte, umgerechnet 360.000 Euro teure Studie amerikanischer Wissenschaftler im Auftrag der US-Regierung.
Die neun beteiligten Wissenschaftler verwendeten ein Modell, um den aus Mais-Rückständen stammenden CO2-Ausstoß des so genannten US-Corn-Belt aus 580 Millionen 30 mal 30 km großen Geodaten-Zellen zu schätzen. Um das SOC-Modell (Soil Organic Carbon) zu testen, verglichen sie die geschätzten täglichen CO2-Emissionen aus Maisrückständen und den Böden mit den gemessenen nach der Eddy-Kovarianz-Methode – mit einer 12%igen mittleren Fehlerquote über neun Jahre. Agrotreibstoffe, so ihr Schluss, emittieren sieben Prozent mehr CO2 als normales Benzin. Wenn der dem Boden entzogene Kohlenstoff nicht ersetzt wird, schätzen die Forscher, werde der Lebenszyklus wahrscheinlich den gesetzlichen Richtwert von 60 % Reduktion der Treibhausgasemissionen der USA im Vergleich zu Benzin übertreffen. Die Wissenschaftler haben dafür nicht nur Abgase gemessen, sondern auch berücksichtigt, dass die Maisernte-Abfälle von den Farmern normalerweise untergepflügt werden – also keine Kohlenstoffbelastung wie bei der konventionellen Spritherstellung darstellen.
US fahren Biosprit-Subventionen zurück – Kontroverse
Die Studie wurde zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, da die US-Regierung ohnehin die Unterstützung der Biospritproduzenten zurückzufahren beginnt. Dieser Bereich war mit staatlichen Subventionen bis heute kräftig gewachsen: 2013 hat die Obama-Regierung die Ethanolherstellung mit umgerechnet 723 Millionen Euro gefördert – die Hälfte davon entsteht aus Mais. Die Ethanolindustrie setzt fast 22 Milliarden Euro im Jahr um.
Zwischen dem Verantwortlichen der Autorengruppe des Berichts, Professor Adam Liska von der Universität Nebraska, und der Wirtschaft entspann sich sofort eine Kontroverse, wie das Parteiblatt Neues Deutschland meldete: Während Liska eingeräumt habe, „ich weiß, dass die Forschungsergebnisse umstritten sein werden“, habe Jan Koninckx vom Chemiegiganten DuPont die Studie gleich „sinnlos“ genannt: Die unterstellten Mengen an den Produktionsresten seien zu hoch. Die Studie gehe von einem „extremen Szenario“ aus, das – wäre es realistisch – sowohl das Ackerland als auch die Viehzucht gefährden würde. Liska hielt dagegen, es sei für den beschriebenen Effekt unerheblich, wie viele Produktionsreste verwendet würden. Das Verhältnis von Biokraftstoff und Schadstoffen ändere sich nicht.
Folgt: EPA denkt um?