Revision von Entscheidungsmustern kann Energieeffizienz steigern

Falsche Entscheidungsroutinen verhindern Energieeffizienz

Professor Eberhard Jochem vom Karlsruher Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES), referierte zur Eröffnung der Berliner Energietage (19. – 21.05. 2014) über falsche Entscheidungsroutinen bei Energieeffizienz-Investitionen und zeigte Möglichkeiten auf, wie man durch eine Revision der Entscheidungsmuster bei Energieanwendern, Zulieferern und Banken die Energieeffizienz in Unternehmen steigern kann.

Seiner jahrzehntelangen Erfahrung nach ist ein zentrales Hemmnis bei Energieeffizienz-Investitionen die Konzentration der Investitionsentscheidung allein auf das Risiko. So treffen etwa 85 % der Unternehmen ihre Entscheidung für oder gegen eine Energieeffizienz-Investition allein nach der Amortisationszeit statt auch nach einem Rentabilitäts-Indikator wie der internen Verzinsung. Zwei oder drei Jahre geforderte Amortisationszeit führen zu einer systematischen Fehlentscheidung, weil rentable Energieeffizienz-Investitionen mit einer internen Verzinsung bis zu 49% bzw. 30% nicht beachtet werden.

In den Einkaufsabteilungen werden zudem Anforderungen zu energieeffizienten Komponenten häufig nicht in die Ausschreibungen aufgenommen. Statt nach Lebenszykluskosten, richtin sich Entscheidungen oft nur nach der günstigsten Investitionssumme. Auch die Finanzierung der Energieeffizienz-Investitionen ausschließlich aus dem Cash-Flow des Unternehmens stellt ein Hindernis dar für Investitionen, die eine Rentabilität von über 10 % haben und sich dadurch durchaus für eine Fremdfinanzierung anbieten würden.

In seinem Vortrag erläuterte Prof. Jochem, was die Akteure und deren Wirtschaftsverbände tun können, um diese misslichen Situationen zu vermeiden und gleichzeitig für sich als Chance zu nutzen. Ein in den letzten Jahren erfolgreich getesteter Ansatz kann hier beispielsweise weiterhelfen, die Entscheidungsroutinen zu überwinden – die Teilnahme an den lernenden Energieeffizienz-Netzwerken (LEEN). Im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit geförderten Projekts „30 Pilot-Netzwerke“ haben sich diese Netzwerke bewährt: in einem Netzwerk arbeiten zehn bis 15 Unternehmen gemeinsam an dem Erreichen von Energieeffizienz-Zielen, sie lernen voneinander und tauschen ihre Erfahrungen aus.

Im Schnitt verbessern die in den Netzwerken organisierten Unternehmen ihre Energieeffizienz doppelt so schnell wie der Durchschnitt aller Unternehmen in Deutschland – auch deshalb, weil sie ihre Entscheidungsroutinen umstellen. In vielen Regionen wird die Erfolgsgeschichte der 30 Pilot-Netzwerke bereits fortgesetzt. Mit dem zweiten EnergieEffizienz-Tisch EE-T Berlin plus Teilnehmern unter der Schirmherrschaft der IHK Berlin bewies das Projektteam BEHRENDS CONSULT und ÖKOTEC Energiemanagement GmbH sowie die Unternehmensinitiative Modell Hohenlohe e.V. im Rahmen der Berliner Energietage erneut, dass ein Netzwerkkonzept für die Unternehmen eine gute Strategie mit Erfolgsgarantie darstellt. Die Teilnehmer haben von den Vorgängern gelernt und nutzen die durchgeführten Energieverbrauchsanalysen, um in Investitionsentscheidungen auch die Lebensdauer der Anlagen mit einzubeziehen.
->Quelle: irees.de; Vortrag zum Download; leen-newsroom.de