Interview mit Achim Steiner im Deutschlandfunk
Die Energiewende sei der richtige Weg in Deutschland, sagte Achim Steiner im Interview der Woche des DLF am 14.06.2014. Diese müsse jedoch konsequenter und schneller umgesetzt werden, ergänzte der Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP. Ansonsten drohe die Gefahr, die Weltführerschaft bei grünen Technologien und Klimaschutz zu verlieren.
„Mit einem gewissen Bedauern“ schaue er von außen darauf, dass in Deutschland derzeit der Anteil der klimaschädlichen Braunkohle an der Stromerzeugung wieder wachse, allerdings auch „mit der Hoffnung, dass dies nur ein kurzfristiger Rückschlag“ sei auf dem mutigen Weg Deutschlands. Man solle „nicht den Blick dafür verlieren, dass Deutschland hier wirklich Vorreiter ist und auch mit sehr viel Erfolg für die eigene Wirtschaft, für die eigene Industrie und für Arbeitsplätze genügend Beispiele“ dafür geliefert habe, dass die „Energiewende der richtige Weg“ sei, aber, „dass er noch konsequenter und schneller beschritten werden muss“.
„Der Übergang hin zu einer Erneuerbaren-Energie-Infrastruktur ist letztlich die Lösung, um die Versorgung von acht, neun Milliarden Menschen sicherzustellen.“
Mit Blick auf die neuen Klimaziele Präsident Obamas zeigte sich Steiner überzeugt, „dass die Klimapolitik der Vereinigten Staaten nicht nur international, sondern auch für die Zukunft der Wirtschaft Amerikas von zentraler Bedeutung ist. Für die Welt ist es sicherlich ein sehr wichtiges Signal“. Zur Frackingdiskussion sagte der UNEP-Direktor, auch Schiefergas sei schließlich endlich, es verursache Umweltrisiken und brauche enorm viel Wasser. Er sei überzeugt, „dass weltweit der Übergang hin zu einer Erneuerbaren-Energie-Infrastruktur letztlich die Lösung ist, auch um die Versorgung von acht, neun Milliarden Menschen sicher zu stellen.
Die Rolle der EU sah Steiner kritisch: Europa sei „zu einer Art ‚Mini-Vereinten-Nationen‘ geworden“ – denn die Europäische Union habe inzwischen sehr unterschiedliche Mitgliedstaaten. Für Europa sei es daher wichtig, „sich genau zu überlegen, wie positioniert sich eine Europäische Union in den Trends, die sich heute abzeichnen“. Es sei durchaus vorstellbar, dass die Vereinigten Staaten und auch China Europa bei der Klimapolitik in sehr kurzer Zeit überholen könnten – wo doch „Europa nun wirklich eine Führungsrolle in den letzten 15 Jahren gespielt hat“.
„Wir subventionieren immer noch Fehlverhalten, falschen Konsum, ressourcen-ineffizienten Konsum“
Steiner: „Wir subventionieren immer noch Fehlverhalten, falschen Konsum, ressourcen-ineffizienten Konsum“. Genau diese Parameter müssten wir aber zuerst verändern, „in denen unsere Wirtschaft im Augenblick immer noch in die falsche Richtung“ gehe. Wenn Europa es aber nicht schaffe, „mit den richtigen Anreizsystemen Industrie und Verbraucher zu einer effizienteren Wirtschaftsform zu führen, dann werden wir auch international sehr schnell sehen, dass europäische Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig sein werden.“ Steiner warnte davor, dass China und die USA Europa in Umwelttechnologien den Rang ablaufen könnten – er sah einen Widerspruch zwischen den Appellen „an die Chinesen, dass sie mit Erneuerbaren Technologien, mit weniger CO2-Emissionen ihre eigene Wirtschaft vorantreiben“ und der Kritik wegen der Subventionen, wenn sie erfolgreich mit diesen Technologien in den Weltmarkt träten. Dabei ermöglichten sie nicht nur Europa, sondern auch vielen anderen Ländern, in die erneuerbaren Technologien einzusteigen. Streiner: „Hier sind Welthandelspolitik und Weltklimapolitik erst einmal in einem Konflikt, der sehr schnell gelöst werden muss“.
Europa müsse großes Interesse haben, sich mit seinen eigenen Klimazielen so zu positionieren, dass es Weltmarktführer bleibe. Doch wenn Europa seine Energiepolitik verlangsame und erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz nicht mehr so verfolge, wie es einmal in den Zielen geplant gewesen sei, leide „die europäische Industrie darunter und der Wettbewerbsvorteil ist sicherlich erst einmal in Frage gestellt“. Steiner sieht aber durch die Ankündigungen der USA und Chinas die Voraussetzungen für Paris 2015 etwas gebessert. Doch bestehe kein Anlass zu Illusionen. (Das Gespräch führte Jule Reimer.)
->Quelle und vollständiges Interview: deutschlandfunk.de