Streit um Fracking in Deutschland

BBU kritisiert Vorstoß von BGR-Präsident – UBA anderer Überzeugung

Das Berliner inforadio bot am 14. 06.2014 einem Fracking-Fürsprecher ein breites Podium – dem Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hans-Joachim Kümpel: „Wir kennen aus geowissenschaftlicher Sicht keinen Grund, der es verbieten sollte, Fracking durchzuführen“, sagte Kümpel, als ob damit die Ungefährlichkeit bewiesen sei. Denn nicht nur das Umweltbundesamt (UBA) sieht das völlig anders. In Dessau warnt man davor, dass die Fracking-Technologie zu Verunreinigungen des Grundwassers führen könne. Besorgnisse und Unsicherheiten bestünden besonders wegen des Einsatzes giftiger Chemikalien und der anschließenden Entsorgung des anfallenden Abwassers, so eine Untersuchung vom Dezember 2012.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) kritisierte Kümpels Vorstoß deutlich „als einen rein ideologisch motivierten Vorstoß, der keine naturwissenschaftliche Basis besitze“. Ohne neue Fakten auf den Tisch zu legen, habe der BGR-Präsident Fracking als praktisch risikolose Technik bezeichnet. Der BBU warf Kümpel vor, „Erkenntnisse aus den USA, Schadensereignisse aus der Vergangenheit und die internationale Fachliteratur bewusst auszublenden“. Als „grob irreführend“ bezeichnete der BBU dabei die beschönigende Aussage des BGR-Präsidenten, Fracking sei in Deutschland in über 50 Jahren in mehr als 320 Fällen angewandt worden; „dabei habe man Erfahrungen gewonnen.“ Oliver Kalusch, Mitglied des Geschäftsführenden BBU-Vorstands erklärt: „BGR-Präsident Kümpel wirft Nebelkerzen. Ein systematisches Monitoring, eine Überprüfung der Frac-Vorgänge und eine unabhängige Auswertung von Monitoring-Ergebnissen existieren nicht. Bereits in der Vergangenheit haben Experten immer wieder die Offenlegung angeblicher Daten gefordert. Dies ist die BGR bis heute schuldig geblieben. Die immer wieder vorgebrachten positiven Erfahrungen mit Fracking existieren nicht.“

Plenardebatte während Viertelfinalspiel?

Wann der Bundestag über das Frackinggesetz abstimmt, ist noch offen. Vor der Sommerpause gibt es noch zwei Plenarwochen. Zum letzten Mal vor der Sommerpause tritt der Bundestag am 4. Juli zusammen – ausgerechnet der „60. Jahrestag des ‚Wunders von Bern“ (HuffPo). Und ausgerechnet an diesem Abend könnte, wenn es klappt, die deutsche Nationalmannschaft gegen Argentinien oder Frankreich um den Einzug ins Halbfinale spielen.
[note Solarify fragt: „Déjà-vu?“ und weist auf das Solarify-Dossier „Schiefergas“  hin.]
->Quelle(n): iwr.de; huffingtonpost.de; tagesschau.de/koalitionsvertrag; fr-online.de; energiezukunft.eu; taz.de; umweltbundesamt.de; www.bbu-online.de;