IEA sieht weltweiten Fracking-Boom voraus

Zunehmende Förderung von Fracking-Öl

Das umweltschädliche Fracking zur Förderung von unkonventionellem Öl  und Gas, wie es beschönigend heißt, wird sich nach Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) weltweit stark ausbreiten – weit über das Boom-Land USA hinaus. Laut dem Fünf-Jahres-Ausblick für den internationalen Ölmarkt der IEA (Medium-Term Oil Market Report 2014 – Market Analysis and Forecasts to 2019) seien zwar in den USA die Bedingungen für die Förderung des sogenanntem Light Tight Oil einzigartig. Dennoch würden Kanada, Russland, Argentinien und andere Länder den Boom zu kopieren versuchen.

Insgesamt erwartet die IEA bis 2019 eine Steigerung der OPEC-Fördermenge um 2,08 auf 37,06 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag, fast zwei Drittel davon aus dem Irak. Der weltweite Rohölbedarf wird laut IEA wegen der anziehenden Konjunktur auf 92,76 Millionen Barrel pro Tag wachsen – eine knappe Million Barrel mehr als im letzten Bericht von 2013 geschätzt. Der Preis steigt: Die Kämpfe im Irak, dem zweitgrößten Öllieferanten innerhalb der OPEC, und die Exportausfälle Libyens verknappen das Angebot.

2019 könnte Amerika laut IEA-Report  fünf Millionen Barrel Tight-Öl pro Tag fördern – eine Verdoppelung der aktuellen Menge und dann immerhin fünf Prozent der erwarteten Weltproduktion.“Wir werden in den USA ein nie dagewesenes Wachstum erleben“, sagte IEA-Chefin Maria van der Hoeven bei der Vorstellung des Reports in Paris. „Bis Ende des Jahrzehnts wird es Nordamerika möglich sein, zum Netto-Exporteur von Ölflüssigkeiten zu werden“. Mittelfristig erwartet die IEA jedoch, dass sich die Nachfrage nach Öl abschwächt, zum einen wegen der steigenden Ölpreise, zum anderen werde immer weniger Öl für die Stromproduktion gebraucht, denn es werde mehr und mehr durch Erneuerbare ersetzt

Tight Oil, oft fälschlicherweise als Schieferöl bezeichnet, wird aus kerogenhaltigen Gesteinen wie z.B. Ölschiefern gewonnen, einem dunklen, tonig-mergeligen Sedimentgestein, das bis zu 20% Kohlenwasserstoff-Verbindungen (Kerogene) enthält. Durch Erhitzen (500 °C) werden diese Kerogene in Gas und ein rohöl-ähnliches Produkt umgewandelt. Schieferöl kann also lediglich aus kerogenhaltigen Gesteinen und nur mit sehr großem Aufwand durch thermische Prozesse gewonnen werden. Auf der Welt gibt es zwar große Gebiete mit kerogenhaltigen Gesteinen, aktuell wird aber nur in Estland Ölschiefer in nennenswerten Mengen ausgebeutet – allerdings wird das Gestein im Tagebau abgebaut und thermisch zur Stromerzeugung verwertet.
Light Tight Oil dagegen ist „fertiges“ Erdöl, das entweder nicht aus seinem Muttergestein migrieren konnte, da die umgebenden Gesteine eine zu geringe Durchlässigkeit haben, oder das nur einen kurzen Migrationsweg hinter sich hat, und dann in relativ undurchlässigen Gesteinen (meist Silite, Karbonate oder auch Sandsteine) „hängengeblieben“ ist.
Das Verfahren ist umweltschädlich, teuer und mit hohem Energieaufwand verbunden. Weil Öl sehr viel zähflüssiger ist als Schiefer-Gas, das auf die gleiche Weise gefördert wird, ist die Ausbeute des Fracking hier sehr viel geringer. Experten zweifeln deshalb an einem Tight-Oil-Boom. Auch die IEA geht davon aus, dass die Kosten für die Förderung fossiler Energiereserven extrem steigen werden (Siehe peak-oil.com)
->Quelle: iea.org; die IEA-Präsentation; peak-oil.com; strom-magazin.de