Symposion in der Humboldt-Universität und Festakt im Roten Rathaus Berlin
„Unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit“ lautete gewissermaßen die Überschrift über dem 75. Geburtstag des Physikers und Chemikers, Biologen und Umweltwissenschaftlers Ernst Ulrich von Weizsäcker am 25.06.2014. Eine illustre Rednerliste war zusammen gekommen: Hartmut Graßl, Klaus Töpfer, Gesine Schwan und Sigmar Gabriel, Hans-Joachim Schellnhuber und Reinhard Loske. Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW), deren Vorsitzender Weizsäcker von 1988 bis 1991 war, und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, dessen Gründungspräsident er war, nahmen diesen Tag zum Anlass, gemeinsam mit weiteren Unterstützern Ernst Ulrich von Weizsäcker mit einem Symposium und einem Festempfang zu ehren.
Seit Jahrzehnten ist von Weizsäcker „unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit“. Mit ihm sollte dieses Symposium, zu dem vdw-Beiratsvorsitzender Hartmut Graßl die Teilnehmer begrüßte, klären, wo uns der Weg hingeführt hat. Wird er breiter oder enger? Ist er zu ausgetreten für die junge Generation oder sieht sie neue Zugänge? Und welche Chancen auf eine nachhaltige Entwicklung bieten sich derzeit noch auf internationaler und nationaler Ebene? Es ging um die aktuellen Herausforderungen der besonderen Mission „Nachhaltigkeit“ im wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskurs.
Töpfer: „Aus der Pfadabhängigkeit vorangegangenen Tuns herausfinden“
„Nachhaltigkeit im Anthropozän – das heißt Alternativen zu schaffen, aus der Pfadabhängigkeit vorangegangenen Tuns herauszufinden“, sagte Prof. Dr. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS). In seinem Einführungsvortrag „Nachhaltigkeitsdiskurs im globalen Dorf: Zwischen Ordnungsrahmen, Markt und Gesellschaft“ stellte er die Gesellschaft, die die Veränderung tragen müsse, an die erste Stelle.
Unter zwei Perspektiven wurde die Standortbestimmung fortgeführt: Beim Podiumsgespräch, das Ernst Ulrich von Weizsäcker mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern führte, kamen die unterschiedliche Sicht der Generationen auf Veränderungsprozesse und wie man sie in Gang setzt, zum Ausdruck. Den Auftakt für diese Runde lieferte Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts und Nach-Nachfolger von Weizsäckers, mit einem generationen-übergreifenden Gedankenexperiment, wie wir zu einer karbonfreien Gesellschaft im Jahr 2070 kommen könnten.
Die zweite Runde widmete sich der globalen Lage. Die Wirksamkeit bisheriger internationaler Zielsetzungen und die zukünftigen Chancen diskutierten Dr. Ashok Khosla, Ko-Vorsitzender des Internationalen Ressourcenrats beim UN-Umweltprogramm und Prof. Dr. Andreas Wijkman, Präsident des Club of Rome. Prof. Dr. Leena Srivastava, Prorektorin der TERI Universität und Ehrenvorsitzende TERI, Neu Dehli, gab dafür Impulse per Video. Die aktuellen Anforderungen auf nationaler und internationaler Ebene fasste Prof. Dr. Gesine Schwan in ihrem Abschlussvortrag zusammen.
Aus der Stuttgarter Zeitung: „Nicht einmal in der ehrenden Runde an der Humboldt-Uni, mit Abendprogramm im Roten Rathaus Berlins, hat Weizsäcker das Bedürfnis, milde zu sein. Das Thema Nachhaltigkeit, sagt er, werde heute in der Öffentlichkeit und auch von der Industrie „schönfärberisch“ genutzt. „Jetzt sind wir alle nachhaltig!“, sei der Tenor. Aber das wolle er auf dem Symposium erneut betonen: „So leicht kriegt ihr das nicht.“ Ohne Änderungen an den Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Gesellschaft sei Nachhaltigkeit nicht zu haben. „Und das ist Politik“.