Gastbeitrag von Tina Ternus
Die Geschichte einer Inszenierung: Jeder, der schon längere Zeit in der PV-Branche ist, erinnert sich. Wurde man Mitte 2000 gefragt, was man beruflich macht, kam als Antwort „Super, das ist die Zukunft“. Die Stimmung war von Begeisterung geprägt und Aufbruch. Photovoltaik verkörperte das Mitmach-Prinzip. Bis Ende 2009 unterstützten 95% der Bevölkerung einen verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien und bis zu 85% die Förderung über das EEG. Die EEG-Umlage, zugleich eine Art Indikator für die Akzeptanz der dezentralen Energiewende, betrug etwas über 1 Ct/kWh, bzw. entsprach einer Maß Bier im Monat.
Die Veröffentlichung dieser sehr ausführlichen Recherche-Ergebnisse bedeutet nicht, dass sich Solarify sämtliche Schlussfolgerungen zu eigen macht.
2014: Die Dauerschlagzeilen der Zeitungen lauten seit geraumer Zeit: „Die Energiewende mittels EEG ist unbezahlbar“, „Überhöhte Subventionen an PV- und Wind-Abzocker lassen Strompreise explodieren zu Lasten des Geringverdieners“, „Das EEG muss abgeschafft werden“ oder auch „Eigenverbrauch ist unsolidarisch“. Auf Familienfesten, Vereinssitzungen oder langen Zugfahrten kann man sich längerer Diskussionen sicher sein, sobald man einen Beruf nennt, der mit Erneuerbaren Energien zu tun hat. Die EEG-Umlage beträgt 6,24 Cent/kWh, bzw. 218 Euro Mehrbelastung im Jahr für einen Durchschnittshaushalt.
2013 liegen in Bäckereien Unterschriftenlisten aus, die fordern, die EEG-Umlage abzuschaffen. Der Sündenbock scheint schnell gefunden. Übersubventionierte Solar-Wind- und Biogasanlagenbetreiber! Doch so einfach ist es nicht. Auch wenn es als Dauermantra ununterbrochen verbreitet wird – es stimmt nicht, wie nachfolgend aufgezeigt.
Wandel der Energiedebatte
2008/2009 häuften sich erstaunlicherweise trotz eindeutig gültigen, bestehenden Atomausstiegsvertrages Zeitungsmeldungen, Studien und Expertenmeinungen: „Ohne Kernenergie kein Klimaschutz!“, „Ohne Kernenergie keine Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit der Strompreise“, sowie „Kernenergie ist die unverzichtbare Brückentechnologie für den Einstieg in das Erneuerbare Energien Zeitalter“. Der weitere Verlauf ist bekannt. Die Debatte verstärkte sich und gipfelte im August 2010 in einer flächendeckenden, ganzseitigen Anzeigenkampagne von 40 Managern. Der Parlamentsbeschluss zur Laufzeitverlängerung – ein Milliardengeschenk an die Atomwirtschaft – folgte bereits im Oktober 2010. Er bestände immer noch, wenn nicht Fukushima und eine aufgebrachte Bevölkerung dazwischen gekommen wäre.