Kein „Game-Changer “ für Europas Energiesicherheit

Russlands Gas-Deal mit China und seine Folgen

Die strategischen Ziele Russlands und Chinas in der Energiepolitik sind in wesentlichen Punkten deckungsgleich: Dem wachsenden Energiehunger der chinesischen Volkswirtschaft steht das russische Interesse gegenüber, die Absatzmärkte für Rohstoffexporte zu diversifizieren. Eine Studie von Florian Willerhausen, Friedrich-Ebert-Stiftung Moskau, als eine aktuelle Neuerscheinung aus der internationalen Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Der am 21. Mai in Shanghai geschlossene russisch-chinesische Gas-Vertrag ist einerseits eine logische Folge dieser Interessenkongruenz. Aus Sicht Chinas wird Russland die künftige Lieferantenstruktur sinnvoll ergänzen, aber ein kleinerer Partner bleiben. Andererseits gibt es in Russland massive Zweifel an der Profitabilität der Vereinbarung, da zur Erfüllung der Lieferverpflichtungen hohe Investitionen erforderlich sind. Für deren Finanzierung wird der russische Staatskonzern Gazprom auf den derzeit russlandkritischen Kapitalmarkt angewiesen sein. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise hat Moskau zur Demonstration außenpolitischer Unabhängigkeit vermutlich einen zu geringen Preis akzeptiert.

Keine Gefahr für Europa

Russlands China-Strategie ist für Europa keine Gefahr: Das nach China zu exportierende Gas kommt aus noch zu erschließenden Quellen und vermindert daher nicht das für den Export in die EU zur Verfügung stehende Gasvolumen. Überdies entspricht die vereinbarte Liefermenge nur etwa der Hälfte des deutschen Verbrauchs. Gazprom kann die EU-Kundschaft nicht durch China ersetzen.
->Quelle: fes.de