Prognos, EWI, GWS: Energiekonzept kein Selbstläufer
Die Bundesregierung hat sich 2010 zwar ambitionierte energiepolitische und Klimaschutz-Ziele für 2050 gesetzt. Diese werden bei der Energieeinsparung und dem Klimaschutz allerdings verfehlt. Das ist das Ergebnis der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellten „Energiereferenzprognose bis 2030“ der Institute Prognos, EWI und GWS.
Dem Energiekonzept der Bundesregierung zufolge soll Deutschland im Jahr 2050 50 Prozent weniger Energie verbrauchen als 2008 und 80 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Zwar prognostizieren die Experten für das Jahr 2050 einen Rückgang des Energieverbrauchs um 42 Prozent (verglichen mit 2008) sowie 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als 1990 (bis 2020 verringern sich die Treibhausgasemissionen um 36 Prozent). „Begünstigend wirken hierbei unter anderem die schrumpfende Bevölkerung, der wirtschaftliche Strukturwandel sowie steigende Energiepreise“, so Dr. Michael Schlesinger von der Prognos AG, „die Ziele des Energiekonzepts werden aber überwiegend nicht erreicht“.
„Erneuerbaren Energien kommt eine zunehmend bedeutende Rolle bei der Deckung des Energieverbrauchs zu“, so Dr. Dietmar Lindenberger vom EWI, „und die Ausbauziele der Bundesregierung für Erneuerbare im Stromsektor werden bis 2020 sogar übertroffen“. Hauptgrund ist laut Studie die weiter ansteigende Eigenerzeugung durch dezentrale Photovoltaik außerhalb des EEG. Wichtigste Ursache hierfür seien fortbestehende Ungleichbehandlungen von Eigenerzeugung und Stromfremdbezug bei Steuern, Abgaben und Umlagen. Nach 2030 findet die Förderung der Erneuerbaren grenzüberschreitend statt, zunächst für Wind-Offshore in einem Nordsee-Cluster, später europaweit.
Mehr Anstrengungen erforderlich
Um die Ziele des Energiekonzepts zu erreichen, sind mehr Anstrengungen erforderlich als die Gutachter aus heutiger Sicht für wahrscheinlich halten. Energie- und Klimaschutzpolitik müssten eine dauerhaft hohe Priorität auf der politischen Agenda einnehmen, Wirtschaft und private Energieverbraucher ihr Verhalten stärker am Klimaschutz ausrichten und die vorhandenen Effizienztechnologien konsequent nutzen. Die Zielerreichung würde erleichtert durch ein international abgestimmtes Vorgehen beim Klimaschutz. Die Umsetzung eines solchen Zielszenarios wäre dann langfristig sogar mit gesamtwirtschaftlichen Vorteilen verbunden, so die Studie.
Anmerkung des BMWi: „Die aktuelle Energiereferenzprognose wurde Ende 2012 vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler in Auftrag gegeben, um die wahrscheinliche Entwicklung der Energiemärkte zu untersuchen. Die Studie gibt die Sicht der Gutachter wieder. Die Bundesregierung macht sich generell die Ergebnisse externer Studien nicht zu eigen, da diese naturgemäß auf unsicheren Annahmen beruhen. Mit dem Fortschrittsbericht im Rahmen des Monitoring-Prozesses wird die Bundesregierung im November über weitergehende Maßnahmen zur Zielerreichung für die Umsetzung der Energiewende entscheiden.“
->Quelle(n): bmwi.de; prognos.com/presse; prognos.com/Energiereferenzprognose