Sogar Erweiterung von Tagebauen rentabel
Schuld an der steigenden Kohleverstromung ist neben einer wachsenden Schere von Kohle- und gestiegenen Erdgaspreisen der weiterhin unwirksame CO2-Zertifikatepreis. Damit drückt der Markt Braunkohlekraftwerke in Richtung Vollauslastung und verdrängt weniger emissionsintensive Erdgaskraftwerke. Das lässt sogar die Erweiterung von Tagebauen rentabel erscheinen und droht, langfristig die Weichen in die falsche Richtung zu stellen.
Keine neuen Kohlekraftwerke – keine Tagebaue erschließen oder erweitern
Macht Deutschland weiter wie bisher, riskiert es seine Emissionsminderungsziele für 2020 zu verfehlen. Der WWF fordert daher zusätzliche Instrumente, um ein schnellstmögliches Auslaufen der besonders klima- und gesundheitsschädlichen Braunkohle zu gewährleisten. Es dürften keine neuen Kohlekraftwerke gebaut und Tagebaue erschlossen oder erweitert werden. Neben ihrer Klimaschädlichkeit habe die Kohleverbrennung auch große Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen, die jedes Jahr enorme Kosten für Wirtschaft und Gesundheit verursachten.
ETS-Zertifikate verknappen
„Die Klimaschutzpolitik von Deutschland und Großbritannien hat einen bitteren Beigeschmack. Die hohen Braunkohleemissionen höhlen den Erfolg der Klimaschutzarbeit aus. Wir müssen dringend mit wirksamen Maßnahmen wie der raschen strukturellen Reform des europäischen Emissionshandels gegensteuern. Die klimaschädliche Kohleverstromung muss schrumpfen und darf nicht an Bedeutung gewinnen“, sagt Regine Günther, Leiterin Klima und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Dafür müssten 2,3 Milliarden überschüssige Zertifikate ganz vom Markt genommen und das Budget jährlich um weitere 2,6% CO2-Emissionen verknappt werden.
Neue Studie über Bedeutung des ETS für das deutsche Klimaziel
Der WWF hat in einer separaten Studie den Beitrag des EU-Emissionshandels zur Erreichung der deutschen Klimaziele ausrechnen lassen: Ohne eine zügige strukturelle Reform wird bis zum Jahr 2020 eine Deckungslücke von 10,7 % erwartet, so dass in Deutschland nur eine Reduktion der CO2-Emissionen von 29,3 % statt 40 % gegenüber 1990 erreichen würde.
Die deutschen Kraftwerke in der EU-Top 30 Liste:
Rang (EU-Gesamt-ranking) | Name | Eigentümer | Brennstoff | CO2- Ausstoß 2013 (Mio. t) |
1 (2) | Neurath | RWE | Braunkohle | 33,28 |
2 (3) | Niederaußem | RWE | Braunkohle | 29,58 |
3 (4) | Jänschwalde | Vattenfall | Braunkohle | 25,40 |
4 (5) | Boxberg | Vattenfall | Braunkohle | 21,89 |
5 (7) | Weisweiler | RWE | Braunkohle | 18,66 |
6 (10) | Lippendorf | Vattenfall/EnBW | Braunkohle | 11,73 |
7 (12) | Schwarze Pumpe | Vattenfall | Braunkohle | 11,28 |
8 (17) | Scholven | EON | Steinkohle | 10,22 |
9 (29) | Mannheim | Großkraftwerk Mannheim | Steinkohle | 6,75 |
->Quelle: wwf.de