„Bohr-Deppen im AKW Leibstadt – Nicht ganz dicht“
„Diese Meldung ist kein Witz: Um Feuerlöscher zu montieren, bohrten Mitarbeiter im Atomkraftwerk Leibstadt sechs Löcher in das primäre Containment, die wichtigste stählerne Schutzschicht im AKW“, so begann der Schweizer Blick eine der absurdesten Meldungen der jüngsten Zeit aus dem Bereich der Atomenergie. Die Löcher sind zwar inziwschen wieder geschlossen, aber der Bericht über die genauen Ursachen und die Konsequenzen bleibt vorerst Verschlusssache, so der Südkurier.
Das Eidgenössischen Nuklear-Sicherheitsinspektorat ENSI veröffentlichte den Fall am 07.07.2014. Zu dem Vorkommnis, das laut Aufsichtsbehörde keine radiologischen Auswirkungen gehabt haben soll, kam es bereits 2008. Entdeckt wurden die Löcher aber erst bei einer Kontrolle am 24.06.: Sechs Millimeter große Löcher in der stählernen Sicherheitshülle des Reaktorgebäudes. Sie waren nach bisherigen Erkenntnissen durch den Mitarbeiter einer Fremdfirma irrtümlich gebohrt worden, um Handfeuerlöscher zu befestigen. Laut dem Eidgenössischen Nuklear-Sicherheitsinspektorat ENSI waren „die Bohrungen wanddurchdringend und stellen somit eine Beschädigung des Primärcontainments dar“. Die Containment-Wand in Leibstadt ist nur 3,8 Zentimeter dick.
Der stellvertretende Direktor Georg Schwarz wählt deutliche Worte: „Ein solches Vorkommnis darf nicht passieren.“ Der Fehler weise auf ein „bedeutendes Defizit im organisatorischen Bereich“ hin.
Politiker und NGOs diesseits und jenseits des Rheins protestierten, der Waldshuter Landrats Tilman Bollacher (CDU) schrieb einen Protestbrief an an ENSI-Chef Hans Wanner: „Die grenznahen Kernanlagen in der Schweiz sind immer wieder Gegenstand von kritischen Erörterungen im Hinblick auf den Standort und den Betrieb. Passieren derartige Fehler, trägt dies nicht zur Beruhigung der Bevölkerung bei und wird die kritische Auseinandersetzung mit den Kernanlagen weiter forcieren,“ warnte Bollacher.
In einem Brief an den AKW-Chef nannte der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Waldshut-Tiengen, Dieter Zauft den Zwischenfall „einen ungeheuerlichen Vorgang“. Zauft war früher beim Landratsamt tätig und dort auch Mitglied des Katastrophenstabs. SPD-Landtagsabgeordneter Hidir Gürakar hat sich an den baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) gewandt und eine Bewertung des Vorkommnisses durch dessen Ministerium bis spätestens Mitte August gefordert.
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI hat die Reparatur der Bohrlöcher im Containment des Kernkraftwerks Leibstadt akzeptiert. Die Vorkommnisbearbeitung ist damit noch nicht abgeschlossen. Am 18.07.2014 hat das ENSI den Abschluss der Reparaturarbeiten am Primär-Containment des Kernkraftwerks Leibstadt bestätigt. Die Frist vom 18. Juli 2014 für die definitive Reparatur wurde eingehalten. Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke des ENSI, kommentiert: „Das Kernkraftwerk Leibstadt hat die vom ENSI gesetzte Zeitlimite für die Reparatur eingehalten. Die Analyse des Vorkommnisses ist damit aber noch nicht erledigt.“