Buchneuerscheinung: „Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne“ von Bernd Sommer und Harald Welzer
Immer wenn es um Zukunftsentwürfe geht, fällt der Name Harald Welzer. Für das Gottlieb Duttweiler Institute gehört er zu den 100 wichtigsten Vordenkern der Welt, seit 2012 leitet er das Norbert Elias Center für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Zusammen mit Bernd Sommer legt er am 29.09.2014 „Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne“ (oekom verlag) vor. Schonungslos kritisieren die Autoren darin die Wachstumsgesellschaft und fordern ein radikales Redesign unserer Zukunftsbilder. „Unsere Welt verändert sich auf jeden Fall“, so lautet ihre Überzeugung, „die Frage ist nur, ob by design or by disaster. Wir plädieren für design: Transformationsdesign.“
Im 20. Jahrhundert wurde weltweit zehnmal mehr Energie verbraucht als während der kompletten Menschheitsgeschichte zuvor. Der globale Rohstoffverbrauch und die Emissions- und Müllmengen wachsen weiterhin von Jahr zu Jahr an; der weltweite Siegeszug der kapitalistischen Wachstumswirtschaft schafft neuen Reichtum und lässt neue Mittelklassen entstehen, kümmert sich aber nicht um die ökologischen Grenzen, die ein endlicher Planet unausweichlich setzt. Das führt nicht nur dazu, dass wir den Luxus der Gegenwart auf Kosten unserer Kinder und Enkel genießen, sondern auch dazu, dass unser zivilisatorisches Modell insgesamt unter Druck gerät.
Frage nach dem guten Leben
In ihrem neuen Buch zeigen Bernd Sommer und Harald Welzer Wege in eine Gesellschaft, die sich wieder von der Frage nach dem guten Leben und nicht etwa nach dem nächsten Produkt leiten lässt. Im Zentrum stehen dabei Möglichkeiten der Gestaltung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, die von der politischen Steuerung über Stadtplanung und Architektur bis hin zur Produktgestaltung reichen. Transformationsdesign versteht sich als Suchbewegung in Richtung einer zukunftsfähigen Moderne. Denn das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, das insbesondere im Zuge seiner Globalisierung verhängnisvoll zu werden droht, hat nicht nur zu einem noch nie da gewesenen, hohen Wohlstandsniveau geführt, sondern auch zu Standards von Zivilisierung, die die Autoren für unverzichtbar halten: Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit, öffentliche Bildung, Gesundheits- und Sozialversorgung.
Zivilisatorische Standards aufrechterhalten und Zerstörung des Naturraums drastisch zurückfahren
Transformationsdesign stellt sich daher der Frage, wie die in der kapitalistischen Moderne erreichten zivilisatorischen Standards aufrechterhalten und zugleich die Zerstörung des Naturraums drastisch zurückgefahren werden kann. Erst vor diesem Hintergrund bekommen gesellschaftliche Großprojekte wie die „Energiewende“ oder die Debatte über eine „Nachhaltigkeitstransformation“ ihren sozialen Ort: Wie bewahrt man die zivilisatorischen Errungenschaften, die durch eine radikal unökonomisch gewordene Wirtschaftsweise und ihre zerstörerischen Wirkungen in Gefahr geraten sind? Das neue Buch „Transformationsdesign“ findet Antworten.
Bernd Sommer, Harald Welzer: Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne,
240 Seiten, ISBN 9783865816627, 19,95 EUR, 20,60 EUR (A), CH 27,90. Erhältlich auch als E-Book.
Der Bestsellerautor Harald Welzer (u.a. Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand) ist Gründungsdirektor der Stiftung FUTURZWEI und Professor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg. Zusätzlich lehrt er an der Universität St. Gallen und ist Affiliated Member des Marial-Center der Emory University in Atlanta. Der Soziologe und Sozialpsychologe gilt als einer der einflussreichsten Kritiker der Wachstumswirtschaft. Neben Transformationsdesign zählen Erinnerung, Gruppengewalt und kulturwissenschaftliche Klimafolgenforschung zu seinen fachlichen Schwerpunkten.
Bernd Sommer leitet den Forschungsbereich Klima, Kultur & Nachhaltigkeit am Flensburger Norbert Elias Center (NEC). Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich KlimaKultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und Referent beim Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU). In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Fragen der Gestaltung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse unter dem Leitbild der Zukunftsfähigkeit. Zu seinen fachlichen Schwerpunkten zählen gesellschaftliche und kulturelle Dimensionen des Klimawandels, Klimaschutzpolitik, nachhaltige Entwicklung und soziologische Theorie.
Quelle(n): oekom.de; futurzwei.org; norberteliascenter.de