Viel mehr CO2 einsparen
Deutschland muss deutlich mehr Treibhausgase einsparen als bislang angenommen. Grund: Förderung schmutziger Kohlekraftwerke. Die Lücke zwischen derzeitigen Emissionstrends und den Klimazielen der Bundesregierung beläuft sich 2020 auf 98 bis 121 Millionen Tonnen CO2-Equivalente. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 31.07.2014 vorgestellte Studie des energiepolitischen Beratungsunternehmens Ecofys im Auftrag von Greenpeace. Demnach fällt die Abweichung vom eigentlichen Emissionsziel um mindestens 13 Millionen Tonnen CO2e größer aus als bislang angenommen. Der Projektionsbericht 2013 des Bundesumweltministeriums spricht von einer Lücke in Höhe von 85 MtCO2e im Jahr 2020.
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die eigenen Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 40% gegenüber 1990 zu mindern. Prognosen zeigen jedoch, dass die bisher beschlossenen und umgesetzten politischen Maßnahmen bis 2020 die angestrebte Minderung der Treibhausgase verfehlen werden. Auf Basis des Projektionsberichts 2013 und der nationalen Emissionsinventare untersuchte Ecofys, wie groß die Lücke unter Einbeziehung neuester Informationen sein könnte und identifizierte die Abweichung vom Ziel von mindestens 9 Prozentpunkten. Um das Klimaschutzziel zu erreichen, bedarf es demnach im Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 zusätzlicher und umfassender Maßnahmen.
„Umweltministerin Hendricks muss sich viel mehr anstrengen, will Deutschland sein 40-Prozent-Ziel noch erreichen“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. „Für sein Klimaziel muss Deutschland schmutzige Kohlekraftwerke stilllegen.“
Lückenhaftes Aktionsprogramm
Um das Ziel dennoch zu erreichen, hat Umweltministerin Hendricks ein Aktionsprogramm angekündigt. Das hat jedoch eine erhebliche Lücke. Laut der Greenpeace-Studie gibt es dafür zwei Gründe.
- Zum einen liegen die aktuellen Ausbauziele für Erneuerbare Energien unter dem ursprünglich Erwarteten.
- Zum anderen ist der Preis für Verschmutzungszertifikate für eine Tonne CO2 immer noch bei 5 Euro, statt der erwarteten 30 Euro.
Das führte zu einem Anstieg der Kohleverstromung und damit zu steigenden CO2-Emissionen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das mögliche Wirtschaftswachstum. Fällt dies höher aus als bisher angenommen, könnte sich die Klimaschutzlücke sogar auf 145 Millionen Tonnen CO2 vergrößern.
Nicht nur die Pläne seien wenig ambitioniert, auch Parteigenosse Sigmar Gabriel zeige sich unverantwortlich, so Greenpeace. Sein persönliches Aktionsprogramm bestehe aus weiteren Subventionen für Kohlekraftwerke und einer Drosselung des Ausbaus von Erneuerbaren. Er lege Hendricks somit enorme Steine in den Weg: „Leitet Gabriel nicht jetzt einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohle ein, wird er dafür verantwortlich sein, dass die Bundesregierung ihr eigenes Klimaziel meilenweit verfehlt“, so Smid.