Neue Solarzelle aus flüssigem Silizium

Noch geringe Effizienz

Allerdings erreicht das Verfahren noch nicht die Effizienz konventioneller Lösungen: Deren Wirkungsgrade liegen heute je nach Art der Solarzelle bei 10 bis über 20 Prozent. „Für Anwendungen, bei denen kein hoher Wirkungsgrad notwendig ist, könnte sich unserer Ansatz jedoch zu einer kostengünstigeren Alternative entwickeln“, meint Bronger. Mögliche Anwendungen könnten neben Solarzellen auch Displays, Radio Frequency Identification (RFID), biologische Sensoren und medizinische Geräte sein.

Die Herstellung von Halbleiterfilmen aus Flüssigkeiten ist an sich nichts Neues. Bei der Produktion organischer Solarzellen (Bild r.), die aus Kohlenwasserstoff-Verbindungen bestehen, ist dies – anders als bei Solarzellen aus Silizium – längst üblich. „Dieser Ansatz galt 2009, als wir anfingen, als schwierig. Damals gab es weltweit nur wenige Arbeitsgruppen, die sich an diesem Material versucht haben“, erinnert sich Bronger

Wie Honig mit Löffel auftragen

Zunächst bereitete es den Wissenschaftlern Probleme, aus dem flüssigen Silizium einen gleichmäßigen Film zu machen. So kam es vor, dass der Film riss oder sich Löcher bildeten. „Das ist so ähnlich wie beim Auftragen von Honig mit einem Löffel. Aufgrund der Oberflächenspannung entstehen kleine Lücken“, erklärt der Physiker. Lücken im Silizium-Film ruinieren jedoch die Solarzelle, da dort Kurzschlüsse entstehen.

Nach rund zwei Jahren Forschung hatten die Forscher die erste funktionierende Solarzelle entwickelt. Weitere zwei Jahre später erlaubte die stark verbesserte Materialqualität erstmals einen Wirkungsgrad von 3,5 Prozent. „Damit konnten wir bisherige Ergebnisse anderer Forschergruppen um den Faktor sieben steigern. Dies zeigt, dass flüssig-prozessiertes Silizium ein viel höheres Potenzial hat als bisher angenommen“, erklärt Bronger, das auch in der Fachzeitschrift „Advanced Energy Materials“ veröffentlichte Ergebnis. Er schätzt, dass der Wirkungsgrad um mindestens weitere 2,5 Prozentpunkte gesteigert werden muss, damit sich der industrielle Einsatz lohnt. Dazu sind weitere Forschungen notwendig.

Originalveröffentlichung: Solution-based Silicon in Thin-Film Solar Cells – Torsten Bronger et al.: Advanced Energy Materials, Volume 4, Issue 11, first published online: 27. März 2014, DOI: 10.1002/aenm.201301871

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